Kurt Tucholsky

Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an.

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Am Nachmittag gegen 16:00 Uhr verlassen wir Mestia mit dem Marschrutka. Der Fahrer ist die Hölle. Neben uns gibt es mit Natascha, einer jungen Frau aus St. Petersburg nur eine weitere Mitfahrerin. In Zugdidi angekommen, haben wir noch reichlich Zeit. Der Nachtzug nach Tiflis fährt erst gegen 21:00 Uhr. Wir erwerben kurzfristig Fahrkarten. Erste Klasse Schlafwagen 29 Lari - etwa 10 Euro. Um 6:00 Uhr morgens erreichen wir gut erholt an einem Sonntagmorgen die georgische Hauptstadt. Es regnet ein wenig. Georgier sind keine Frühaufsteher. Das Leben in dem Land beginnt traditionell etwas später. Wir beziehen unser Hostel im Stadtbezirk Altstadt, etwas außerhalb des touristischen Epizentrums.

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Es hat aufgehört zu regnen und wir machen uns auf die Millionenstadt zu erkunden. Der Begriff Altstadt trügt. Die mehr als 2000 Jahre alte Metropole wurde 1795 von persischen Truppen vollständig zerstört und danach unter russischer Herrschaft wieder aufgebaut. Es dominiert in diesem zum Unesco-Weltkulturerbe Ensemble eine osteuropäische Gründerzeitarchitektur. Wunderschöne alte Häuser, mit großartigen, pflanzenbewerten Balkonen, Hinterhöfe, kleine Lebensmittelgeschäfte und dazwischen verschiedene Sakralbauten: Georgisch-orthodoxe Kirchen, armenische Kirchen, Synagogen und auch Moscheen. Wir laufen auf einem kleinen Panoramaweg bis zur Monumentalstatue Mutter Georgiens. Von hier hat man einen herrlichen Ausblick auf die Skyline der Stadt.

Auf der anderen Seite des Bergrückens kann mal zum Botanischen Garten der Stadt hinablaufen. Wir entscheiden uns für eine Fahrt mit der Seilbahn in den Rike-Park auf dem linken Ufer der Kura. Dieser neuerrichtete Park ist mit einer futuristisch anmutenden Brücke mit der Altstadt verbunden. In einem gemütlichen kleinen Café unweit des Flohmarktes direkt an der Kura machen wir Pause und essen ein Stückchen Kuchen. Nach dieser kurzen Verschnaufpause lassen wir uns wieder durch die Gassen der Altstadt treiben. Hervorheben möchte ich die Betlehemigassen.

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Wir besuchen die Ruinen der Festung Nariqala. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit laufen wir dann auf dem uns bekannten Panoramaweg zurück in das Stadtviertel unseres Guesthouses. Wir lassen den Abend in einem perfekten Selfservice-Restaurant an der Ecke Giorgi Leonidze St. / Paola Laschvili St. ausklingen. Für ganz kleines Geld eine Vielzahl von vegetarischen Speisen: Gebäcke, Aufläufe, verschiedene Salate. Einziger Wermutstropfen. Alles einzeln verpackt in Einwegplastikschalen.

Unser zweiter Tag in Tbilissi fällt ins Wasser. Es regnet in Strömen, wie aus Eimern, und zwar ununterbrochen. Leider ist zudem auch noch Montag und die Vielzahl von Museen und anderen kulturellen Einrichtungen hat geschlossen. Wir versuchen, das Beste aus der Wettersituation zu machen. Im Regenzeug wandern wir erneut durch die Stadt und besuchen die Sameba-Kathedrale auf dem anderen Flussufer. Den späten Nachmittag verbringen wir in den hochgelobten Schwefelbädern im Bäderviertel Abanotubani. Eine Stunde Wärme und eine bodenständige Peeling-Massage für einen überschaubaren Preis. Unser Vorhaben am Abend noch den Vergnügungspark auf dem Berg Mtazminda fällte förmlich in Wasser. Der die Stadt überragenden Fernsehturm liegt in Wolken.

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Diesen Ausflug holen wir dann an kommenden Morgen nach. Um neun Uhr - unmittelbar nach Öffnen der Standseilbahn - lassen wir uns auf den Berg kutschieren. Der Vergnügungspark wirkt wie ausgestorben - Georgien sind eher Spätaufsteher - aber wir genießen den Blick auf die Stadt. Hinab geht es zu Fuß. Auf halbem Weg liegt das Pantheon. Hier werden wir Zeuge eines Gottesdienstes mit einem georgischen Choral. Drei jungen Damen verzaubern mit Ihren Stimmen die orthodoxe Kirche und lassen den Moment zu einem ganz Besonderen werden.

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