002 Ciudad Perdida

Im dichten Dschungel der Sierra Nevada de Santa Marta lag das Siedlungsgebiet der Tairona. Geschützt durch den Urwald und über 5000 Meter hohe Berge, lebte bis zur Ankunft der Spanier eine hochentwickelte Kultur. Die Städte waren durch ein einzigartiges Wegenetz miteinander verbunden. Durch von den Spaniern eingeschleppte Seuchen wurden die Tairona stark dezimiert, die Städte wurden aufgegeben und gerieten in Vergessenheit. Erst im Jahre 1975 wurde die Stadt Teyuna wiederentdeckt und erneut von Grabräubern geplündert.

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Die Trekkingtour in die verlorene Stadt startet um 8:30 Uhr in der Agentur Wiwa in Santa Marta. Die Wiwa sind einer der viet Tribes, die als Nachfahren der Tairona, heute noch in der Sierra leben. Unsere kleine Wandergesellschaft besteht aus 5 Teilnehmern, außer mir allesamt Franzosen, unserem indigenen Guide Lutana, Viktor, dem Übersetzer und Sandra, der Köchin. Mit dem 4-Wheeler fahren wir eineinhalb Stunden an der Küste entlang in das Dörfchen Mamey, dem Start der Tour.

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Die Maultiere werden mit Lebensmitteln bepackt und nach einem Mittagsessen laufen wir auf dem Camino Ciudad Pedida los . Anfangs bin ich ein wenig enttäuscht. Die ersten Kilometer gleichen eher einer Straße als einem Dschungelpfad. Es geht gleich bergauf, die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit machen das Laufen nicht einfacher. Am Weg gibt es am Anfang kleine Hütten und die Anwohner versuchen mit Säften, Früchten und Erfrischungsgetränken ein kleines Geschäft zu machen. Je weiter man sich von Mamey entfernt desto teurer wird es. Auf dem Track laufen täglich bis zu 200 Besucher, organisiert in Gruppen von bis zu 40 Personen. Jetzt in der Regenzeit sind es deutlich weniger Wanderer. Neben uns sind am heutigen Sonntag noch zwei weitere Agenturen mit vielleicht 25 Touristen auf dem Weg in die verlorene Stadt.

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Nach etwas weniger als zehn Kilometern erreichen wir den ersten Schlafplatz, die Herberge Rodriguez. Hier gibt es einen natürlichen Pool und obwohl es anfängt wie aus Eimern zu Regen gehen wir noch baden. Geschlafen wir in doppelstöckigen, offenen Kabinen geschützt unter einem Moskitonetz. Die Matrazen sind gut. Nach einem Abendessen liegen wir alle schon gegen 20:00 Uhr in den Betten. Am kommenden Morgen werden wir um fünf Uhr geweckt. Es gibt Frühstück und dann geht es weiter. 3 Stunden bergauf. Jetzt wirklich durch recht dichten Dschungel zum Camp Wiwa. Hier rasten wir bis zum Mittag und besuchen einen Wasserfall. Ein Verdauungsschläfchen in der Hängematte ist auch noch drin, bevor es dann am frühen Nachmittag weitergeht. 

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Eine Stunde bis zur einer Hängebrücke über den Rio Burritaca. Dann folgt ein heftiger Anstieg. Gut 500 Höhenmeter sind zu bewältigen. Als wir oben sind, werden wir mit frischen Obst - Ananas und Melone - belohnt. Jetzt sind es noch gut 2 Stunden bis zum nächsten Nachtlager. Kurz darauf passiert mir ein Mißgeschick. Einen Moment unaufmerksam, rutsche ich an einer im Prinzip einfachen Stelle auf nassem Matsch aus. Ich schaffe es nicht mehr, mich mit den Händen abzufangen und knalle mit dem Gesicht auf einen Felsen. Das Ergebnis: Ein kleiner aber tiefer Cut am Kinn, der heftig blutet. Die Guides kümmern sich großartig. Die Wunde wird gereinigt, desinfiziert und verbunden. Mein Kinn schmerzt, aber ich kann weiterlaufen. 

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Am Alojamiento El Paraíso übernachten alle Gruppen, bevor es am nächsten Tag zur Ciudad Perdida, zur Lost City geht. Ich werde erneut verarztet, die Blutung endgültig gestillt und mit einem Schmetterlingsverband verbunden. Im Bett komme ich endlich zur Ruhe. Das Kinn schmerzt, aber bald schlafe ich ein. Um sechs Uhr laufen wir los. Nach gut einer Stunde überqueren wir erneut den Fluß und stehen am Fuß von Teyuna. Bis zur ersten Plattform sind es 1200 Stufen - nass und unregelmäßig. Oben warten Ranger und unser Eintrittspass wird abgestempelt. Lutana, unser indigener Guide, führt mit uns eine Reinigungszeremonie durch.

Die Stadt ist ein heiliger Ort für die Indigenen der Sierra. Einmal in Jahr, immer im September, wird die Stadt für einen Monat für Besucher gesperrt und die indigenen Stämme kommen zusammen um Zeremonien durchführen. Ganzjährig bewohnt der Mammu, der Priester der Sonne, mit seiner Familie die Stadt. Die Familie wohnt am Rande der Terrassen in einer traditionellen Rundhütte. Männer und Frauen wohnen in verschiedenen Hütten. Die Hütte des Schamanen hat zwei Eingänge. Wir bekommen ein Armband mit kleinen bunten Perlen als Geschenk. Nach gut drei Stunden in der Stadt machen wir uns auf den Rückweg. 1200 Stufen hinab. Im Paradies Camp gibt es Mittagessen. Unsere Köchin Sandra macht einen guten Job. Das Essen ist schmackhaft. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Camp Wiwa, wo wir die letzte Nacht verbringen werden.

Auch am letzten Tag laufen wir um 6 in der Frühe los. Nach einmal stehen gut 15 Kilometer auf der Agenda. Letztendlich sind es etwas mehr als 60 Kilometer, die wir an den vier Tagen zurücklegen.