Aus geplanten zwei Tagen wurden vier Tage in der liebgewonnenen Millionenstadt Can Tho. Das Rad ist repariert, und am Geburtstag der Gattin radeln wir kurz vor sieben vom Hinterhof unserer Pension. In den Morgenstunden ist es angenehm kühl. Wir spielen kurz mit dem Gedanken, langärmelige Shirts anzuziehen. Aber das ist dann doch zu viel des Guten. Wir radeln los.
Auf einer viel befahrenen Ausfallstraße verlassen wir die Stadt. Es ist Rushhour. Wir fädeln uns mit den Rädern in den Verkehr. Die rechte Fahrspur ist immer Mopeds und Fahrrädern vorbehalten. Doch Fahrräder gibt es kaum noch in Vietnam. Und das in einem Land, in dem die gesamte Mobilität bis zur Jahrtausendwende auf Fahrrädern beruhte. Heute fährt man Moped und träumt von einem Auto. Vereinzelt sieht man Menschen auf Rennrädern. Als Sportgerät erlebt das Fahrrad auch hier eine Renaissance.
In einem Frühstückscafé gibt es starken vietnamesischen Kaffee mit süßer Dosenmilch. Die Dosenmilch wird zuerst in die Tassen gefüllt. Darüber kommt dann der Kaffee. Heiß oder auf Eis. Die Kaffeekultur im Land ist ausgeprägt. Es ist anders als im Mutterland des Kaffees, aber in keinem anderen Land der Erde im Kaffeegürtel habe ich eine so ausgeprägte Kaffeekultur erlebt.
Dann haben wir die Stadt hinter uns gelassen. Die Bebauung wird weniger, die Häuser und die Gassen kleiner. Die Regenfälle der vergangenen Tage haben ihre Spuren hinterlassen. Aus den kleinen Kanälen, Bächen und Flüssen, die die Nachbarschaften durchfließen, strömt Wasser in die Straßen und Gärten der Häuser. Doch die Menschen scheint es nicht zu stören. Man ist daran gewöhnt und ignoriert die Fluten. Jetzt herrscht eigentlich Trockenzeit, nicht auszumalen, wie es hier in der Monsunzeit aussieht.
Die kleinen Ragwegen führen manchmal mitten durch die Märkte. Überdachte Wellblechhallen an Kanälen - gut zu erreichen mit Boot und Lastenmoped. Und wir fahren mitten hindurch und freuen uns über den Schutz vor der Sonne. Es gibt Obst und frische Kokosnussmilch. Zu einer solchen halten wir an und schicken Geburtstagsgrüße an den Freund in Deutschland. Die Welt kann so schön und einfach sein.
Und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, äußert das Geburtstagskind Unwohlsein. Zum Glück finden wir in dem Provinzstädtchen Thoi Lai zeitnah ein Café mit sauberer Toilette. Jetzt sind es noch gut 10 Kilometer bis zum Etappenziel in Co Do. Meine tapfere Gattin rettet sich ins Ziel und legt sich in das klimatisierte Hotelzimmer. Hier in der Provinz ist man nicht auf Touristen eingerichtet. Es war ein Glück, überhaupt eine Unterkunft zu finden.
Co Do selbst ist ein Marktflecken umgeben von unendlichen Reisfeldern. Hier treffen sieben Kanäle aufeinander. In der Zeit, als es noch keine Straßen gab, kamen die Menschen hier zusammen, um Handel zu treiben. So auch heute noch. Nur kreuzen sich hier mittlerweile auch einige Straßen. Neben dem Markt gibt es etwas Abseits noch ein verstecktes buddhistisches Kloster. Die Auswahl an vegetarischen Restaurants ist begrenzt. Hier auf dem Land isst man rustikal. Auf offenen Feuern werden Spanferkel gebraten.
Der Track gibt es wie immer auch als gpx-Datei zum Download oder als Route bei Komoot.