Durch den wilden Osten
Eine Radreise entlang der Havel von Magdeburg nach Hamburg. In 10 Tagen radeln wir durch 6 Bundesländer. Immer am Wasser entlang. Badhose nicht vergessen.
Eigentlich wollten wir ja in Albanien wandern. Aber Corona hat uns davon abgehalten schon wieder ins Flugzeug zu steigen. Die Airlines haben unsere Flüge gecancelt. Als Alternative bot sich eine Radreise an. Wir wollten in Deutschland bleiben und in der Hoffnung auf Badewetter sollten Seen und Flüsse an der Strecke liegen. Und natürlich sollte der Start- und Endpunkt mit der Bahn gut erreichbar sein.
Wir starten den Tag mit einem auf dem Benzinkocher zubereiteten Kaffee und einem Bad im See. Das Wasser in kühl aber nicht kalt. Genau die richtige Temperatur umd wach zu werden. In wenigen als einer halben Stunde sind die Sachen gepackt. Matten und Schlafsäcke einrollt, Zelt gefaltet und eingetütet. Die Radtaschen an die Räder geschnallt und los geht es.
Als wir am Morgen aus dem Zelt lugen, scheint die Sonne. Wir haben auch keine Biber sehen können, obwohl sich die Spuren der Großnager an den Bäumen am Ufer deutlich abzeichnen. Es bildet sich ein morgentliches Ritual heraus. Espresso vom Benzinkocher, Baden statt Duschen und im Anschluß Zelt, Matten und Schläfsäcke in die Fahrradtaschen.
Nach einer windigen Nacht wachen wir früh auf. Lange wird es den Zeltplatz Breitehorn des Berliner Camping Clubs nicht mehr geben. Nach dieser Saison ist Schluß. Der Stadtrat entzieht dem malerischen Platz direkt an der Havel die Nutzungserlaubnis. Schade um diese kleine Idyll zwischen Kladow und Gatow. Wir radeln durch das gute alte West-Berlin. Immer an der Havel entlang. Hier steht Villa an Villa, dazwischen die gepflegten Vereinsanlagen der Segel- und Rudervereine.
Nach einer stürmischen Nacht scheint am nächsten Morgen die Sonne. Aber es ist kühl geworden. Ich nutze die guten Sanitäranlagen am Wasserwanderplatz Liebenwalde für ein ausgiebiges Duschen und die morgendliche Rasur. Nach einem kurzen Frühstück steigen wir wieder auf die Räder und radeln weiter in den Norden. Immer an der Havel entlang, führt uns der weitere Weg nach Zehdenick in der Uckermark.
Der Wetterbericht verspricht nichts Gutes. Ab Mittag soll es regnen. Also stehen wir in aller Herrgottsfrühe auf, sitzen schon um 7:00 Uhr auf den Rädern und pedalieren in Richtung Wesenberg. Wir weichen vom offiziellen Track des Havelradwegs ab und nutzen eine wenig befahrene Kreisstraße. Bäcker Reinhold hat bereits geöffnet. Der Wunsch nach einer Käsevariante des "Großen Frühstücks" wird barsch verneint. Dafür geben es doch das vegatarische Frühstück auf der Karte. Auch gut.
Trotz des immer noch schlechten Wetters beginnt der Tag mit einem Bad im Müritzsee. Der See dampft ein wenig. Das Wasser ist wärmer als Luft. Nachdem wir Zelt und Gepäck auf die Räder geschnallt haben, radeln wir los. Der Radweg führt durch einen Forst am Köplinsee entlang. Es beginnt noch einmal zu regnen. In Jabel erhoffen wir uns einen Bäcker aber unsere Hoffnung wird enttäuscht. Doch dann war da plötzlich Frau Bluhm.
Wir spielen mit dem Gedanken noch einen Tag länger im Lewitzcamp zu bleiben. Doch das Wetter ist nicht so überragend. Nach wolkenfreiem Himmel am frühen Morgen und dem Frühschwimmen im Elde-Müritz-Kanal zieht der Himmel jetzt nach dem Frühstück langsam wieder zu. Der Track führt uns an der Elde entlang zu Teichen. Die Fischteiche sind das Herzstück des Naturschutzgebietes „Fischteiche in der Lewitz“ und dürfen, wegen des notwendigen Schutzes der Natur, nicht betreten werden.
Es war nett auf dem Campingplatz Süduferperle. An der Erinnerungssteele für den Todesmarsch von Sachsenhausen entlang radeln wir über die Mündung des Schweriner Sees in die Stör. Der Radweg führt hier durch einen alten Buchenwald am Ufer des Schweriner Sees. Am Stippendorfer Strand mit seiner historischen Promenade machen wir Pause. Hier hat man das Gefühl am Meer zu sein. Der breite Sandstrand ist umgeben von alten gründerzeitlichen Kur- und Hotelbauten und erinnert an eine gute alte Zeit im 19. Jahrhundert.
Endspurt. Wir wachen bei herrlichem Sonnenschein auf dem Campingplatz am Elbe-Lübeck-Kanal auf. Nach einem Bad im Lanzer See und einem großen Kaffee steigen wir ein letztes mal auf die Räder. Nach Lauenburg, der alten Schifferstadt an der Elbe, sind es nur wenige Kilometer. Auf einer schönen Terasse am Strom starten wir in den Tag mit einen zweiten Kaffee. Die Altstadt Lauenburgs ist sehenswert. Alte Fachwerkhäuser stehen dicht an dicht und das Kopfsteinplaster ist es recht holprig.