Paulo Coelho

Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich, sollte es mal mit Routine versuchen: Die ist tödlich. 

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Drei Jahre nach dem der demokratisch gewählte Präsident Salvator Allende sein Amt übernommen hatte, fand am 11. September 1973 in Chile ein Militärputsch statt. Mit Hilfe der CIA übernahm der Militärbefehlshaber Augusto Pinochet die Macht im Land. In den ersten Tagen der Machtübernahme wurden im ganzen Land Anhänger der Unidad Popular interniert. Im Nationalstadion wurde ein Konzentrationslager eingerichtet in dem über 40.000 Menschen gefangengehalten und gefoltert wurden. Obwohl ich zum Zeitpunkt des Putsches gerade acht Jahre alt war, erinnere ich mich an die Fernsehbilder. Sehr wahrscheinlich waren es spätere Dokumentationen über die Vorgänge im Estadio National, die diese Erinnerungen prägten. 

Chiles Nationalstadion wurde 1937 errichtet. Als Vorbild dient das Berliner Olympiastadion. Die Mehrzweckarena, die heute als Fußballstadion der Nationalmannschaft und des Club de Fútbol Universidad de Chile, liegt in einem riesigen Komplex von Sportanlagen etwa 5 Kilometer von der Innenstadt entfernt. Neben dem Stadion gibt mehrere Fußballfelder, Tennisplätze, Schwimmbäder und ein Velodrom. 1962 fand hier das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft statt. Brasilien schlug die Tschechoslowakei 3:1 und wurde erneut Weltmeister.

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Bei meinem Besuch weht vor dem Stadion eine riesige, etwas verschlissene chilenische Flagge. Ein Eingangstor rechts des Haupteingangs steht auf und ich begebe mich auf das Areal. Das Stadion ist frisch gestrichen. Strahlend weiß. In der überdachten, schattigen Wandelgängen wird Sport getrieben. In einer Kammer des Stadions sehe ich eine Boxbude. Wie im alten Westfalenstadion. Punchingbälle. Matten. Man sieht den Schweiß, obwohl man ihn nicht riecht.

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 Ich habe Glück. Obwohl alle Zugänge in Innere der Arena verschlossen sind, kann ich mir Zutritt verschaffen. Arbeiter tauschen die roten Sitzschalen im Rund aus. Eine Tür steht auf und ich gehe hinein. Ein Stadion. Blaue Tartanbahn, grüner Rasen, rote Sitzschalen. Nur die Haupttribüne ist überdacht. Ein Mann auf einem Rasenmäher sorgt sich um das Grün.

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An die schrecklichen Vorgänge 1973 erinnert auf den ersten Blick nichts. Später entdecke ich an einer Wand eine Erinnerungstafel. Vor dem Haupteingang dann eine weitere Infotafel auf dem die einzelne Orte der Grausamkeiten benannt sind. Auf dem Weg zur Schwimmbahn sehe ich dann ein großes Plakat: Estadio National, Memoria National. Un pueblo sin memoria es un pueblo sin futuro. Eine private Organisation ehemaliger Internierter versucht die Erinnerung wach zu halten.

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