Der Fluß ist hier so breit wie ein Meer. Schaut man von Buenos Aires auf den Rio del la Plata kann man das Ufer auf der anderen Seite nicht sehen. Unsere Fahre Colonia Express startet um Viertel nach Acht in einem kleinen Hafenbecken südlich von Puerto Maduro. Die Ein- und Ausreiseformalitäten sind schnell erledigt und bei strahlenden Sonnenschein verläßt der Katamaran die Megapolis Buenos Aires mit ihren fast 15 Millionen Einwohner. Bei Blick zurück wird die Skyline der Stadt nach und nach schnell kleiner.
Uruguay. Hört sich verdammt exotisch an. Viel weiß man nicht über dieses kleine Land an der Mündung des Rio del la Plata. Die erste Fußballweltmeisterschaft wurde hier ausgetragen. Zweimaliger Weltmeister. Und auch heute kommen immer wieder großartige Fußballer aus Uruguay. 2013 wurde hier Cannabis legalisiert. Als erstes Land der Welt erläßt das Land ein Gesetz, das den privaten Konsum von Cannabis nicht mehr unter Strafe stellt und den nicht-kommerziellen Anbau von Marihuana frei gibt. Uruguay ein Paradies für Kiffer?
Die Bootsfahrt nach Colonia del Sacramento ist eine Reise in die Vergangenheit. Vor über 400 Jahren wurde die Kleinstadt im Jahr 1680 durch Portugiesen gegründet. Ein Fort und eine Kirche um die strategisch günstige Lage an der Mündung des Flußes abzusichern. Die Häuser in Colonia del Sacramento sind die ältesten in ganz Uruguay und versprühen koloniale Charmen. Folglich wurde die Stadt 1995 in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen. Die Altstadt ist fußläufig vom Fährhafen zu erreichen. Am stillgelegten Bahnhof entlang laufen wir zu einem Besucherzentrum in einem aufwendig sanierten, ehemaligen Ringlokschuppen.
Wir haben eine Tour gebucht. Ein Tag auf dem Land. Die Dia de Campo-Tagestour der Fährgesellschaft Colonia Express war günstiger als die einfache Hin- und Rückfahrt mit der Fähre. Erster Programmpunkt: Einstündige Walkingtour durch die Altstadt. Unsere Reiseführerin redet ununterbrochen. Die Erklärungen zu den einzelnen Sehenswürdigkeit erfolgen in Spanisch und Englisch. Doch trotz Mikro und kleinem Umhängelautsprecher ist die Dame nicht zu verstehen. Wir sind nicht die einzige Walking-Tour in der Altstadt. Aber sonst ist nicht viel los. In den alten Häusern gibt es viele Restaurants und kleine Hotels. Erholsame Ruhe nach dem lauten Stadtleben auf der anderen Seite des Flusses. Die Tour endet nach etwa einer Stunde mit dem Besuch der Kirche.
Zweiter Programmpunkt: Wood & Wine. Mit zwei Minibussen werden wir aufs Land gekarrt. Die Hazienda liegt etwa 10 Kilometer von der Altstadt entfernt. Auf dem Weg dorthin halten wir noch an einer alten Stierkampfarena. Von dem ursprünglich 8000 Plätze fassenden Theater ist nur noch eine Ruine erhalten. Diese darf leider nicht betreten werden und ist durch einen Zaun gesichert. Das Mittagessen ist in der Tour inkludiert. Und das ist auch gut so. Wir haben Hunger. Nach einem Begrüßungswein werden den Argentiniern neben uns Teller mit riesigen Rindfleischportionen serviert. Wir bekommen eine Karte gereicht und zu meiner Freude entdecke ich auch eine vegetarische Option. Soja-Hamburger. Alles gut. Leider nicht ganz. Denn die Soja-Hamburger entpuppen sich als drei langweilige, panierte Soja-Paddies ohne alles. Getränke müssen extra bezahlt werden. Butterfahrt in Colonia. Ganz so schlimm ist es nicht. Die Ruhepause auf der Hazienda mit Pool in wunderbaren Weinfeldern entschädigt für das nicht ganz so wunderbare Mittagessen.
Am frühen Nachmittag geht es weiter. Wir verabschieden uns von der Reisegruppe und laufen am feinen Sandstrand des Rio del la Plata zurück in die Altstadt. Das braune Wasser des Flußes läädt nicht zu Baden ein doch der feine Sand zwischen den Zehen fühlt sich verdammt gut an. Zurück in der Stadt haben wir noch genügend Zeit. Wir schlendern durch die alten Gassen und schlürfen einen starken Nachmittags-Expresso. Um kurz nach sieben müssen wir zurück zum Fährterminal. Abermals Stempel in die Reisepässe und nach eineinhalb Stunden sind wir wieder in Buenos Aires.
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