Timkat ist eines der wichtigsten religiösen Feste des orthodox-christlichen Äthiopiens. Gefeiert wird rund um den 19. Januar die Taufe Jesus und die Erscheinung des Herrn. Das Land hält drei Tage inne und rund um die vielen Kirchen werden die Wege der Prozessionen mit bunten Wimpeln und Bannern in den Landesfarben Rot-Grün-Gelb geschmückt. Die äthiopisch-orthodoxe Kirche gilt mit der armenischen und georgischen Kirche als Wiege des Christentums. Schon im 3. Jahrhundert wurde das Christentum in Aksum als Staatsreligion eingeführt. Bis heute gehört die Mehrzahl der Einwohner des Landes dieser alten christlichen Kirche an.
Während sich in den Nachbarländern der Islam ausbreitete, blieb Äthiopien christlich. Durch die isolierte Lage wurde ein große religiöse Eigenständigkeit über Jahrhunderte hin erhalten. Die orthodox-christliche Kirche Äthiopiens besitzt eine große Nähe zum Judentum. Männer werden beschnitten und der Schabbat wird gefeiert. Auch die Speisevorschriften unterscheiden sich. Genau wie in den islamischen Nachbarländer wird auf Schweinefleisch verzichtet. Mittwochs und Freitags sowie an religiösen Feiertagen wird gefastet und auf das Essen von Fleisch gänzlich verzichtet.
Zurück zu Timkat. Das Epiphanienfest wird drei Tage zelebriert und wurde im Dezember 2019 von der UNESCO zum immaterielle Welterbe erhoben. Am ersten Tag des Festes werden die Tabots der Kirchen und Klöster von den Geistlichen in einer Prozession zum Zeremonienplatz gebracht. Ein Tabot ist die Nachbildung der Bundeslade und der Steinpatte mit den 10 Geboten. Begleitet werden die Prozessionen von rituellen Tänzen der Priester, großen Trommeln, Glockengeläut und Trompeten. Am Wegesrand steht die feierlich in weiße Baumwollkleidung gehüllte Bevölkerung und begrüßt die beschirmten Priester.
Die eigentliche Messe für die Gläubigen wird mitten in der Nacht gegen 2 Uhr abgehalten. Die Priester beten und singen die ganze Nacht. Am nächsten Tag gegen Morgengrauen feiern Geistliche und Gläubige das Fest durch rituelle Taufen. Auf dem Zeremonienplatz in unserem Viertel in Addis Abeba, einem für das Fest umfunktionierten Fußballfeld, stehen die Priester und bespritzen die Gläubigen mit heiligem Wasser aus Wasserschläuchen. Ein großer Spaß für alle Beteiligten. Am dritten Tag dann werden die Heiligenbilder und Talbots wieder zurück in die Kirchen getragen. Vor den Priestern werden erneut rote Teppiche ausgebreitet und mit Tanz und Musik geht es zurück in die Kirchen.
Während des Timkat-Festival, das auch in Gonder und Aksum im großen Feiern zelebriert wird, ruht das öffentliche Leben. Die Straßen im Land sind vielfach gesperrt und an ein Fortkommen und Reisen ist in dieser Zeit nicht zu denken. Also verlängern wir kurzerhand unseren Aufenthalt in der äthiopischen Hauptstadt um einen weiteren Tag und genießen die ausgelassene Festtagsstimmung.
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