Swanetien ist eine Hochgebirgsregion Georgiens im Großen Kaukasus. Die Einwohner des an der Grenze zu Russland gehörenden Gebiets sind hier seit dem 4. Jahrhundert vor Christus verbürgt. Heute leben in Oberswanetien und deren Provinzhauptstadt Mestia gut 9.000 Menschen. In den letzten Jahren erlebt Swanetien durch das Aufkommen von nachhaltigem Trekking-Tourismus einen spürbaren Aufschwung. Charakteristisch für die Dörfer sind die historischen Wehrtürme, in der als Weltkulturerbe auszeichneten Region: Swanetien, das Land des tausend Türme. Von Kutaissi haben wir Mestia mit dem Marshrutka - der lokalen Bezeichnung der Minibus - in gut 5 Stunden erreicht.
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Von Mestia nach Ushguli und weiter zum Gletscher des Schchara
Der klassische Track in Oberswanetien führt in vier Tagesetappen von Mestia nach Ushguli. Aufgrund des Wetterberichts, der in den kommenden Tagen einen Wetterwechsel mit Schnee prognostiziert, wollen wir versuchen, die Strecke in drei Tagen zu laufen. Unsere Rucksäcke wiegen ca. 12 kg. Kurz vor Sonnenaufgang geht es los. Der Pfad führt zunächst auf die Bergkette östlich von Mestia. Nach einem zunächst moderaten Aufstieg geht dann immer steiler hinauf. Die Sonne geht auf und über Mestia thront majestätisch der Doppelgipfel des 4800 Meter hohen Ushba. Nach dem Erreichen des Bergkamms liegt eine wunderschöne Hochalm vor uns. Auf gut 2000 Metern hocken wir uns zum Frühstück auf einen kleinen Felsen. Danach folgt ein sanfter Abstieg durch ein langgezogenes Bergtal. Am Ende liegt das Dorf Tsaldashi. Hier endet eigentlich die erste Tagesetappe. Auch hier gibt kleine Familienpensionen, sodass man auf das Mitführen von Zelt und Schlafsack eigentlich verzichten kann. Wir lassen uns Tsaldashi bewirten. In der urigen Küche einer kleinen Pension wird Rührei und Käse zu selbstgebackenem Brot gereicht.
Nachdem wir die Skipiste verlassen haben - aufgeschichtete Steinpyramiden markieren hier den Einstieg in den Pfad - geht es wieder ganz langsam bergab. Gut so. Leide ich noch immer an Höhe und dem gerade bewältigten Aufstieg. Wir laufen noch einige Kilometer und entscheiden uns dann das Zelt auf einer Hochalm aufzuschlagen. Die Symptome der Höhe machen sich bemerkbar. Ich habe schon besser geschlafen.
Der Adishi-Gletscher
Mit Sonnenaufgang packen wir das Zelt wieder ein und schultern erneut die Rucksäcke. Auf dem Abstieg nach Adishi kommt uns ein Hirte mit einem archaischem Ochsengespann entgegen. Zwei Ochsen ziehen einen Holzschlitten, vermutlich zum Transport von Heu. Adishi selbst besteht aus wenigen Häusern und Wehrtürmen. Auch hier kann man in Gästehäusern übernachten. Entlang des gleichnamigen Gletscherflusses führt der Pfad das malerische Hochtal. Auf der Wiese grasen Pferde und lassen sich auch durch uns Wanderer nicht stören.
Am Ende des Tals zu Füßen des imposanten Adishi-Gletschers muss der Fluss durchquert werden. Am frühen Morgen, wenn noch wenig Schmelzwasser den Gletscherfluss hinabströmt, kann der Fluss noch durchstiegen werden. Aber Vorsicht: Das Wasser ist reißend und vor allem unglaublich kalt. Wer sich dieses Abenteuer ersparen möchte, nimmt die Dienste eines wartenden Einheimischen in Anspruch und durchquert den Fluss auf dem Rücken eines Pferdes. Es folgt der lange, aber eher sanfte Aufstieg zum Chkhutnieri-Pass, dem 2700 Meter hohen Dach der Tour.
Den Adishi-Gletscher im Rücken geht es in vielen Kehren hinauf auf den Bergrücken. Bäume und Sträucher nehmen im nahenden Herbst eine bunte Farbe an. Durch dichtstehende Rhododendron-Wälder wandern wir zum Gipfel. Mehrfach hören wir das Grollen des Gletschers und können beobachten, wie große, hellblau leuchtende Eisblöcke von der Gletscherkante in die Tiefe stürzen. Oben angekommen, die wohlverdiente Pause. Hier treffen wir auf weitere Wanderer unterschiedlichsten Nationalitäten. Der Abstieg führt zum Ipari-Fluss. Nach weiteren 6 Kilometern ist das Tagesziel Ipari erreicht. Im empfehlenswerten Iprari Family Hotel wartet eine wunderbar heiße Dusche, ein leckeres Abendessen und gemütliches Bett auf unsere geschundenen Knochen.
Frühstück und Sonnenschein am frühen Morgen
Die nächsten 15 Kilometer nach Ushguli erweisen sich, als sehr angenehm zu laufen. Wahrscheinlich haben wir uns auch schon an Höhe und Strapazen gewöhnt. Es geht zunächst hinab nach Lalkhori und dann entlang eines Bergrückens in das Hochtal von Ushguli. Auf den letzten Metern führt der Wanderweg entlang der Straße. Ushguli gilt als höchstes bewohntes Dorf in Europa. Wir durchwandern die einzelnen Ortsteile und kommen oberhalb der Ortschaft mit einem fantastischen Blick auf die Bergkulisse an einer kleinen Kapelle zur Ruhe. Da es in den Nächten jetzt Ende September schon empfindlich kalt ist, entscheiden wir uns in Ushguli ein Gästehaus zu beziehen.
Am folgenden Morgen belohnt uns strahlender Sonnenschein und der zunächst wolkenverhüllte Schchara - mit 5200 Metern der höchste Gipfel Georgien - zeigt sich in seiner ganzen Pracht. Da das Wetter entgegen der Ankündigungen gehalten hat, entschließen wir uns für eine weitere Wanderung durch das Hochtal des Schchara zum gleichnamigen Gletscher. Rucksäcke und großes Gepäck lassen wir im Gästehaus. Es wird eine ruhige und wenig anstrengende Wanderung, etwa 8 Kilometer entlang des Enguri zum Gletschermund. Am Abend verlassen wir dann Uschguli und im Minibus geht es zurück nach Mestia.
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