Das Bettzeug wird verteilt und beziehen Matratze und Kopfkissen. Wir zollen dem Schlafdefizit der vergangenen Nacht Tribut und machen es uns auf den Liegen gemütlich. Nach einem kleinen Nickerchen laufe ich durch den gesamten Zug. Jeder Waggon ist anderes. Jeder Waggon riecht anders. Nur eins ist gleich: Gegenüber des Abteils der Zugbegleiter die Maschine zur Heißwasserbereitung.
Die am Fenster vorbeiziehende Landschaft ist karg. Ab und an sieht man Pferde in der Steppe, seltener ein Kamel. An den wenigen Bahnhöfen vollzieht sich das gleiche Schauspiel: Frauen mit gekochten Speisen, Snacks und Kaltgetränken bauen vor den Zugtüren kleine Verkaufsstände auf und hoffen auf Geschäfte.
Auch der Zug ist Handelsplatz. Fliegende Händler ziehen durch den Zug und bieten ihre Waren feil. Glitzernder Schund, Kinderspielzeug und die neusten Errungenschaften chinesischer Produktion. Getränke, frisch gekochte Speisen.
Nach gut sieben Stunden erreichen wir am frühen Abend das Grenzdorf Bejneu. Unsere drei Kurswagen nach Nukus werden abgekoppelt und auf ein Abstellgleis rangiert. Auch hier dauert es nicht lange bis sich Händler mit ihren Waren einfinden. Die grob überschlagen 250 Menschen in den drei Waggons sind ein Wirtschaftsfaktor.
Nach Einbruch der Dunkelheit wird der Zug neu zusammengestellt. Wir kriechen unter die weißen Betttücher und schlafen endlich ein.
Die Nacht ist sehr kurz. Gegen fünf in der Frühe werden wir geweckt. Die Grenzkontrollen der Kasachen stehen an. Reisepässe werden eingesammelt und schließlich bekommen wir den Ausreisestempel.
Jetzt ist es sieben Uhr und wir stehen wieder. Die usbekischen Beamten sind sehr freundlich und begrüßen uns mit einem “Willkommen in Usbekistan”. Die Visa in den Pässen werden gestempelt und nach gut zwei Stunden setzt sich der Zug wieder in Bewegung.
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