Wassersleben an der Flensburger Förde

Die Anreise zur nördlichsten deutschen Stadt erfolgt wie so oft mit dem Quer-durch-Land-Ticket der DB. Der Bahnhof liegt ein wenig außerhalb des eigentlichen Zentrums und des historischen Hafens an der Flensburger Förde.  Flensburg war über viele Jahre ein Teil von Dänemark und auch heute gehören viele Bewohner zur Dänischen Minderheit in Deutschland. In einer im Versailler Vertrag festgeschriebenen Volksabstimmung votierte die Mehrzahl der Bewohner der Stadt nach dem Ersten Weltkrieg für ein Verbleib in Deutschland. Der nördlichen Teil des Herzogtum Schleswig ging hingegen an Dänemark.

Wir pedalieren Richtung Norden und füllen als erstes unsere Wasservorräte auf. Nördlich des historischen Hafens liegt ein Industriegebiet mit Werften und den Stadtwerken Flensburg. Danach wird es schöner. Wir radeln durch das Waldgebiet Ostseebad ins Strandbad Wassersleben. Das Wetter ist warm. Also rein in die Badesachen und endlich mal wieder im Meer baden. Auf der gegenüberliegende Seite der Förde sieht man das imposante Gebäude der Marineschule Mürwik. Nach dem Tod Hitlers hatte hier vom 3. bis 23. Mai 1945 im sogenannten Sonderbereich Mürwik die letzte deutsche Reichsregierung unter Karl Dönitz ihren Sitz. Dönitz wurde verhaftet. Der 2. Weltkrieg war beendet und Deutschland befreit.

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Nördlich von Wasserleben verläuft die Grenze zu Dänemark. Am ersten Haus auf dänischer Seite flattert stolz der Dannebrog - die dänische Flagge - im Wind. Über einen Feldweg pedalieren wir in den Kollunder Wald. Hier werden wir von einem kurzen, aber heftigen Gewitter überrascht. Durch das Städtchen Kollung führt nun auch unser Radweg: Der dänische Ostseeradweg N8. Wir merken schon bald, dass die Topografie nicht unseren Erwartungen entspricht. Das Terrain ist hügelig. Ein stetes Auf und Ab auf der gut ausgebauten Küstenstraße an der Flensburger Förde. 

Annies Kiosk - eine dänische Hot-Dog Bude mit Wikipedia-Eintrag. Unser Abendessen - vegetarische Burger mit hervorragenden Pommes Frites - zahlen wir wie selbstverständlich mit der Kreditkarte, da wir noch keine dänischen Kronen besitzen. Im weiteren Verlauf der Tour merken wir, das man in Dänemark auch wunderbar ohne Bargeld auskommt. Kreditkartenzahlung ist selbst für Kleinstbeträge überall möglich. Ebenso das dänische Mobile Pay, das aber nur für dänische Staatsbürger nutzbar ist.

Wir radeln noch ein wenig entlang der Förde und suchen uns dann auf der Webseite des dänisches Amts für Naturverwaltung https://udinaturen.dk/ einen nahegelegenen Shelter. Shelter sind einfache Naturlagerplätze und Unterstände. Von denen gibt es in Dänemark Hunderte.  Hier kann Regel kostenlos oder gegen eine geringe Nutzungsgebühr übernachtet werden. Jetzt in der Hauptsaison sind die Shelter heiß begehrt. Der Shelter, den wir uns ausgesucht haben, ist leider schon belegt. Wir sind aber zu müde einen weiteren Lagerplatz anzufahren, also schlagen wir das Zelt auf einer abgemähten Wiese hinter dem Shelter auf.

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Am nächsten Morgen radeln wir bei herrlichem Sonnenschein zunächst los. Kurz hinter Egernsund wollen wir am Nybøl Nor frühstücken. Leider müssen wir feststellen, das unser Benzinkocher, der uns vielen Jahre auf unseren Radtouren begleitet hat, seinen Geist aufgegeben hat. Also gibt es keinen Kaffee und wir radeln weiter in Richtung der Stadt Sonderborg. Wir passieren die Düppeler Schanzen, wo 1864 der Deutsch-Dänische Krieg entschieden wurde und als Folge das Herzogtum Schleswig an Preußen ging.

Die Stadt Sonderburg liegt auf der Insel Alsen und ist über eine Brücke mit Jütland verbunden. Wir radeln über die Brücke in das Stadtzentrum und bekommen dann an einem Kiosk im Hafen endlich den wohlverdienten Kaffee. Sønderborg gilt als die bedeutendste Jugendstil-Stadt in Dänemark. Es gibt eine hübsche Fußgängerzone und in einem Outdoorladen erstehen wir einen neuen Campingkocher. Am südlich gelegenen Strand von Sonderburg machen wir dann ausgiebig Rast. Unser Blick schweift auf das auf der anderen Seite der Förde gelegene Geltiner Birk.

Der Radweg führt entlang der südlichen Küste von Alsen. Wir radeln mit Rückenwind durch schattige Buchenwälder entlang der Ostseeküste in Richtung Fynshav - auf deutsch Fünenhafen. Hier starten die Fähren zur Insel Fünen und nach Aerö. Die Fähre nach Aerö ist elektrisch und wird mit Windstrom aus der Region betrieben. Zudem ist sie für Fußgänger und Radfahrer kostenfrei. Man muß hier lediglich im Netz einen Platz reservieren. Die Fahrtkosten bekommt man später zurückerstattet.

Nach gut einer Stunde landen wir auf Aerö im Hafenstädtchen Søby an. Hier gibt es direkt am Meer einen wunderschönen Campingplatz. Mit einem Bad und einem Fläschen Aerö-Craftbier lassen wir den Abend ausklingen. Am Abend findet dann noch das Halbfinalspiel zwischen Dänemark und England statt. Dänemark geht in der ersten Halbzeit in Führung und vor dem Beamer herrscht Freunde und ausgelassene Stimmung. Nach der ersten Halbzeit verkrieche ich mich ins Zelt. Der Tag war lang und anstrengend.

Die GPX-Dateien des Tracks von Flensburg auf die Insel Ærø gibt es als GPX- und KML-Datei zum Download.