Die Busfahrt vom Meskel Square, wo wir am Morgen früh um fünf starten, nach Bahir Dar dauert gut 10 Stunden. Bahir Dar liegt am Tana See gut 400 Kilometer nördlich von Addis Abeba. Auf der Reise in die Stadt wird unser Bus noch mehrmals von Timkat feiernden Dorfbewohnern gestoppt. Die Menschen umringen tanzend den Bus und verlangen Wegzoll. Bei der Einfahrt in die Stadt staunen wir über das monumentale neue Stadion. Die riesige Betonschüssel liegt auf der grünen Wiese vor den Toren der Stadt. Es dauert ein Weilchen bis wir von unserer Unterkunft am Busbahnhof abgeholt werden.
Unser Hotel liegt an der Promenade des Tana Sees gegenüber dem alten Stadion. Die Zimmer sind mit Moskitonetzen ausgestattet und bieten ansonsten wenig Komfort. Am Nachmittag laufen wir los und suchen uns ein Restaurant am Ufer des Sees. Der Gang durch die Stadt wird zum Spießrutenlaufen. Wir werden bestürmt eine Tour zu den Nilfällen und zu den Klöstern im See zu buchen. Selbstverständlich hat jeder die besten Preise, doch realistisch betrachtet, sind die Kosten in Bezug auf die Lebenshaltungskosten im Land exorbitant hoch. Wir erwehren uns also der Angebote und beschließen die Tour zu den Fällen des Blauen Nil am nächsten Morgen auf eigene Faust in Angriff zu nehmen.
Der Busbahnhof, an dem die Minibusse ins Dorf Tis Abay losfahren, liegt etwas außerhalb der Stadt. Wir zahlen 30 Birr für die einfache Fahrt mit dem Tuktuk. Am Busbahnhof wartet bereits der Minibus und als der voll ist beginnt eine 90-minütige Fahrt zu den Tis Abay-Wasserfälle des Blauen Nil. Wir sind die einzigen "weißen" Touristen im Local Bus. Die anderen Fahrgäste sind erkennbar äthiopische Touristen aus Addis. In Tis Abay angekommen müssen wir uns registrieren und den Eintrittspreis von 200 Birr - etwa 6 Euro - bezahlen. Der Fußweg zu den zweitgrößten Wasserfällen des afrikanischen Kontinents ist auf Maps Me eingezeichnet und laufen zusammen mit einem jungen äthiopischen Paar los. Der Weg führt zunächst entlang eines Wasserkraftwerks. Mit dem Wasser des Blauen Nils wird heute Strom erzeugt. Die Wassermenge, die über die Fälle hinabstützt, ist in der Trockenzeit deutlich reduziert.
Bald geht es links einen Abhang hinab. Hier stehen auf die Busse und 4-Wheeler der Touristengruppen. Über die älteste äthiopischen Steinbrücke - die Portugese Bridge - laufen wir auf die andere Seite. Es geht durch ein kleines Dort ein Hang hinauf. An Wegesrand versuchen die Einwohner ein kleines Geschäft mit den Touristen zu machen. Oben am Hang hat einen ersten Ausblick auf die Nilfälle. Kein Vergleich mit den Wasserfällen von Iguazu, aber doch eindrucksvoll. Wir überqueren eine weitere Brücke. Auf der Stahlseilhängebrücke kommen uns Esel entgegen. Es wackelt ein wenig. Jetzt noch einen kleinen Abhang hinab und wir stehen unterhalb der Wasserkaskaden. Nach einer Weile laufen wir den Abhang wiederhinauf. Oberhalb der Fällen gibt es einen Campingplatz mit einfachen Hütten. Der Rundweg führt dann weiter zu einem Bootsanleger. Hier werden wir auf andere Seite des Nils befördert und laufen dann zurück ins Dorf Tis Abay. Hier warten schon die Minibusse zurück nach Bahir Dar.
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