Fußball ist Volkssport Nummer eins in Marokko. Spielt die Nationalmannschaft, wie jetzt im Endspiel des Arab Cups gegen Jordanien, sind die Straßen leergefegt. Die Menschen - vornehmlich die Männer - sitzen in den Cafés vor den Bildschirmen oder starren gebannt auf ihre Smartphones.
Am Wochenende oder nach Feierabend wird am Strand gekickt. In Essaouira werden im Sand Kleinfelder markiert und dann spielt man auf kleine Tore. Wenn die Atlas-Löwen nicht spielen, schaut man La Liga. Die Top-Teams der spanischen Liga, Real und Barça, stehen auch in Marokko ganz oben in der Gunst der Zuschauer.
Und jetzt im Dezember 2025 ist das Land Gastgeber des Afrika Cups. In 9 Stadien in 6 Städten ringen die besten Teams des Kontinents um den zweijährig vergebenen Titel. Generalprobe für die WM 2030, die Marokko zusammen mit Spanien und Portugal ausrichtet.
Hier in Essaouira ist eine Fanzone aufgebaut. Die Veranstaltungstechnik kommt aus Frankreich, der ehemaligen Koloniemacht. Aber nach der kurzfristigen Vergabe der Spiele an Marokko hat es nicht nur Jubel und Euphorie gegeben. Die Lebensumstände für die junge Generation sind nicht einfach. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen liegt bei nicht einmal 4000 Euro im Jahr.
Und auch in Marokko steigen die Preise. Für die junge Bevölkerung ist es nicht einfach, über die Runden zu kommen. Und so kam es nach der kurzfristigen Vergabe des Africa Cups zu Protesten. Die Menschen fragen sich, ob die Milliarden-Investitionen für Stadien und Marketing nicht besser in Bildung und Gesundheitsversorgung gelandet wären. In den großen Städten gab es Demonstrationen. Und der Staatsapparat antwortete mit Gewalt und Repression.
Heute Abend um 20 Uhr eröffnet Marokko gegen die Komoren. Und trotz der schwierigen Umstände steht das Land vereint hinter den Löwen aus dem Atlas. Hakimi und Co sollen es richten. Brot und Spiele hat schon immer funktioniert.
Nachtrag: Marokko besiegt im strömenden Regen von Rabat den krassen Außerseiter von den Komoren mit 2:0. Freude und Erleichterung.
