Spielbericht. Am gestrigen Donnerstag trennten sich Atletico National und Deportes Tolima 1-2. Als wir gegen 19:00 Uhr das Stadion erreichen herrscht entspannte Atmosphäre. An den Buden rund um die Arena wird Fastfood konsumiert und das ein oder andere Bierchen gekippt. Die Fans der Heimmannschaft Atletico National Medellin tragen knallgrüne Trikots mit Aufdruck des lokalen Brauseherstellers Postobon. WIr haben Karten für die Nordtribüne.
Am Nachmittag hat es geregnet. Fliegende Händer versuchen einfache grün-weiße Plastikregenmäntel zu verkaufen. Aber es wird trocken bleiben. Im Vergleich zu Spielen in der deutschen Fußballliga gibt es wenig Polizei. Durch Zufall stehen wir direkt am richtigen Einlass und werden nur oberflächlich kontrolliert. Als wir die Treppen hinaufsteigen, merken wir das wir im Auswärtsblock gelandet sind. Wir werden gefragt, zu welchen Team wir halten. Borussia Dortmund. Was sonst? Es wird uns freigestellt, wo wir uns setzen. Das Stadion ist eine reine Sitzplatzarena. Nur die Haupttribüne ist überdacht. Wir bleiben im Unterrang bei den Fans von Atletico und verzichten auf das Erlebnis bei den Tifosi von Tolima im Oberrang zu sitzen. In den Sitzschalen sind tiefe Wasserpfützen. Platzkarten gibt es keine und als wir gegen 19:00 Uhr in das Rund treten, sind noch gut die Hälfte aller Plätze unbesetzt.
In der Südkurve stehen die Barras von Atletico National, dem ehemaligen Sieger der Copa Libertadores. Auch diese Tribüne füllt sich nur langsam. Vor der Kurve werden grün-weiße Fahnen geschwenkt. Es gibt keinerlei Zäune und auf der ehemaligen Laufbahn sind Kleinfelder aufgebaut. Hier kicken Kinder. Fußball in Kolumbien ist ein Familienevent. Am Oberrang der Arena hängen die Transparente der verschiedene Stadtteile und Fangruppen. Rund um Das Spielfeld sind gelbe Feuerlöscher plaziert. Etwas 10 Minuten vor Spielbeginn - die Südkurve ist mittelweile rappelvoll - laufen Fans von Atletico mit nackten Oberkörpern zu den vermeintlichen Feuerlöschern und beginnen diese zu schütteln. Beim Einlauf der Teams stellt sich raus: Es sind Nebelwerfer. Grüner Nebel erfüllt die Arena. Pyrotechnik ohne Pyro. Als sich der Nebel verzieht stehen die Mannschaften auf dem Rasen und die Hymne der Heimmannschaft wird intoniert.
Wie in anderen südamerikanischen Ländern wird die Meisterschaft der Categoria Primera A, der höchsten kolumbianischen Spielklasse, in zwei Runden ausgetragen und im Prinzip werden zwei Meistertitel im Jahr ausgespielt. Im Herbst und Winter die eigentliche Meisterschaft mit 20 Teams, die kreuzweise gegeneinander spielen. Zudem gibt es einen speziellen Derbyspieltag für die Classicos. Meister wird die Mannschaft mit den meisten Punkten. Apertura. Die Eröffnung.
Die ersten acht Teams der Apertura qualifizieren sich dann für die Finalrunde. Finalización. Hier wird in zwei Gruppen in Hin- und Rückspiel gegeneinander gestritten und um den Einzug in die Endrunde gekämpft. Das Spiel heute abend ist ein Gruppenspiel der Finalización.
Der Support der Heimfans ist großartig. Es wir von Beginn an getrommelt, gehüpft und gesungen. Und in der 18. Minute belohnt sich Atletico für einen couragierten Auftritt und geht durch den kleinen, quirligen Stürmer Vladimir Hernandez in Führung. 1:0 für die Heimmannschaft und das Stadion steht Kopf. Die Fans stehen auf den Sitzschalen und singen laut.
Die Freude währt leider nur kurz. Drei Minuten nach der Führung gibt es Elfmeter für Deportes Tolima, den ehemaligen Club vom James Rodriges. Der Elfer wird von Marco Perez verwandelt und das Spiel kippt. Den Druck der Anfangsviertelstunde kann Atletico nicht mehr aufrechterhalten. Trotz deutlich mehr Balllbesitz passiert nicht mehr viel im Spiel nach vorne. Tolima steht sicher und belohnt sich dann in der zweiten Hälfte. Nach dem ein erster vielversprechender Konter noch kläglich neben das Tor gesemmelt wurde, führt ein schöner Kopfball von Michael Balanta zur Auswärtsführung.
Das war es. Atletico findet keine passende Antwort und verliert das Heimspiel verdient.
Ein Kuriosum passiert noch. In der 80. Minute wird es plötzlich dunkel. Das Flutlicht fällt aus. Ein Ereignis das scheinbar nicht zum ersten Mal stattfindet. Die Besucher zücken Feuerzeuge und Handies, machen Licht und singen. Das Spiel wird unterbrochen. Die Spieler auf dem Rasen sind in der Dunkelheit kaum noch zu erkennen. Es gibt keinerlei Ansagen. Es wird gewartet. Und nach gut 6 Minuten flammen dann nach und nach einzelne Strahler an den Flutlichtmasten auf und es wird wieder hell. Weiter geht es.