Paulo Coelho

Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich, sollte es mal mit Routine versuchen: Die ist tödlich. 

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Wollte man vor 15 Jahren den Vulkan Ijen im Osten Javas nahe der Ortschaft Banyuwangi besuchen, musste man zunächst einen ganzen Tag durch den Dschungel wandern und dann den eigentlichen Aufstieg angehen. Heute gestaltet sich das etwas einfacher. Man bucht eine Tour und wird dann bis an den Fuß des Vulkans gekarrt. Allerdings muß man früh ausfstehen. Um kurz nach Mitternacht geht es schon los. Um 2 Uhr in der Nacht erreichen wir den Parkplatz, werden mit Taschenlampen und Gasmasken ausgestattet und das Abenteuer kann beginnen.

Wer an wilde Natur denkt, liegt nicht ganz richtig. Die drei Kilometer und 600 Höhenmeter aufwärts sind gut ausgebaut. Es ist Brückentag. Am Dienstag wird der Bruder des Propheten geehrt. Feiertag. Public Holiday. Also kann man doch eigentlich mal den Ijen besuchen. Mit uns stürmen hunderte,, wenn nicht gar tausende Besucher den Vulkan. Die Infrastruktur ist auf die vielen Wanderer vorbereitet. Alle paar hundert Meter stehen Rast- und Toilettenhäuschen. Und wenn man schlapp macht - auch kein Ding. Die Schwefelarbeiter haben umgeschult. Die Karren mit denen die Schwefelsäcke bergab transportiert wurden, sind mit Polstern ausgestattet. Wer ncht mehr laufen will, kann sich für 100000 Rupien den kompletten steilen Weg hochhiefen lassen. Ein Mann schiebt die Karre von hinten, zwei Männer ziehen. Echte Maloche. Aber die Männer kennen noch sehr viel härtere Arbeit.n

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Trotz der vielen Menschen, macht es Spaß gemeinsam den Berg hinauf zu kraxeln. Mit den Taschenlampen in der Hand stellt sich schnell Nachtwanderungs-Feeling ein. Um halb vier erreichen wir im Stockdukelen den Rabbd des Kraters. Hier teilt sich die Menschenmenge. Ein Teil strömt zum Sunrise Point am Kraterrand, der andere Teil auch wir steigen hinab in den Vulkan. Wir wollen die blauen Flammen sehen. Am Beginn des Abstiegs - es geht wieder 300 Höhenmeter hinab - warnt ein Schild die Krater und die dortigen Schwefelminen nicht zu besuchen. Wir setzen unsere Gasmasken auf und klettern mit vielen anderen in einer langen Prozession bergab.

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Immer wieder müssen wir ausweichen und stehen bleiben. Uns kommen die Arbeiter der Schwefelmine entgegen. Auf dem Rücken ein Joch mit zwei Bastkörben voller gelber Schwefelstücke. Arbeiten in der Hölle. Am Grund des Krater wird das Schwefel abgebaut. Im Keramikrohren setzt sich der Schwefel aus dem Gas ab und wird dann als Feststoff in die Körbe geladen. Wenn der Wind sich dreht und uns der Schwefeldampf einhüllt, brennen die Augen und wir sind froh über die Gasmasken. Die Arbeiter, die täglich mehrmals in denn Krater hinabsteigen, haben selbstverständlich keinen Atemschutz. Es ist ein gespenstische Schauspiel und der kristallinne Schwefel leuchtet in verschieden Gelb- und Orangetönen. Blaaue Flammen sehen wir nicht.

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Es wird langsam hell. Die Sonne geht auf. Wir sehen jetzt erst die gewltigen Ausmaße des Kraters und den steilen Abstieg, den wir vor wenigen Minuten im Dunkeln gemeistert haben. Am Grund des Kraters ein großer See. Ein See aus Schwefelsäure. Mein Chemielehrer an der Schule hätte seine wahre Freude gehabt. Es zischt und dampft. An den Schwefelquellen lassen einige Arbeiter den flüssigen Schwefel in Förmchen fließen und formen so kleine Schildkröten. Am Kraterrand werden diese Souvernirs verkauft. Ein kleines Zubrot zum kargen Lohn.

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Trotz der vielen anderen Besucher ein fantastisches Erlebnis. Wir steigen wieder hinauf und laufen langsam zurück zu unseremm Fahrzeug. Auf dem Rückweg fahren wir durch Nelkenwälder und stoppen an einer Kaffee- und Gummiplantage. Fendi unser Fahrer und Gastgeber erläutert uns den Anbau. Robusta auf Vulkanasche. Der beste Kaffee Javas. Mit einer Kakaonote. Um halb zwölf am Mittag sind wir wieder im Homestay und fallen bei 35 Grad todmüde in die Betten.

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