Hans Christian Andersen

Zu reisen ist zu leben

Schon an unserem ersten Tag in Rantepao im Torajaland sind uns die voll beladenen Kleinlaster aufgefallen. Auf der Ladefläche viele dunkel gekleidete Menschen, Schweine, manchmal ein Büffel. Eine Gesellschaft auf dem Weg zu einer Beerdigung.

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Es dreht sich alles um diese Beerdigungen im Torajaland. Um diese Feste zu finanzieren werden horrende Schulden gemacht. Die Toten werden oft über Jahre zu Hause aufbewahrt bis die Familie in der Lage ist das Ereignis finanziell zu stemmen. Während dieser Zeit werden die mit Formalien behandelten Leichen wie kranke Familienmitglieder behandelt. Sie bekommen weiter ihre Mahlzeiten und werden gepflegt und angekleidet.

 

Wir fahren auf dem Rücksitz zweier Mopeds zu einer Zeremonie. Unser Host Jakob und sein Sohn haben sich als Fahrer und Guide angeboten. Es ist eine wirklich große Veranstaltung. Bis zu 3000 Gäste werden erwartet. Viele Gäste bedeuten viel Ehre und Ruhm für die Verstorbene. Also sind auch wir willkommen  Die Tote ist im Alter von über 80 Jahren verstorben. Sie ist nun schon drei Jahre tot. Die Verwandten haben aber nun erst die nötigen Mittel für die Beerdigung.

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Als wir das Dorf erreichen, ist die Anreise der Gäste in vollem Gange. Die Leute sind schwarz gekleidet. Viele Damen tragen große Hüte. Auf Mopeds, in Autos und Kleinlastern werden die Gastgeschenke - lebendige Schweine und Büffel - herangekarrt. Diese werden zunächst registriert. Der indonesische Staat verdient mit. Die Opfertiere werden besteuert.

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Rund um die Veranstaltung sind Hütten und Verschläge zur Beherbergung der Gäste aufgebaut. Die Hütten sind mit roten Ziffern durchnummeriert. Es sind 52 an der Zahl. Der geschlossene Sarg ist auf einen Turm aufgebahrt. Darunter sitzt der Zeremonienmeister und moderiert die Veranstaltung an einem Mikrofon. In der Mitte die Welcome Hall. In diese werden die Gäste in einer langen Reihe geführt. Dann folgt die Familie. Auch diese nimmt in der Welcome Hall Platz. Während alle dort verweilen, werden vom Zeremonienmeister die Gastgeschenke registriert und laut verlesen. Ist das vollbracht verlassen alle die Welcome Hall und das Schlachten der Schweine beginnt.

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Schweine sind schlaue Tiere. Und die wissen ganz genau was auf sie zukommt. Und so erfüllt das angstvolle Schreien der Tiere den Ort. Der Tod erfolgt durch ein Stich mit einem Messer und Herz. Dann bluten und die Tiere aus und werden an Ort und Stelle ausgenommen. Ein grausames Spektakel. Am Schlimmsten ist Geruch. Mit Gasbrennern werden die Borsten der toten Tiere abgeflämmt. Heute sollen bis 500 Schweine geopfert werden.

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Diese Zeremonie wiederholt sich aufgrund der hohen Zahl der Gäste mehrere Male. Und das ist nur ein Tag der siebentägigen Zeremonie. Am Tag darauf werden die Büffel geopfert. Mindestens 24 Tiere für eine Frau dieses Standes. Büffel gelten den Toraja als heilig. Insbesondere die weißen Albinos. Als Preis für ein solches Tier wird die enorme Summe von 400 Millionen Rupien, umgerechnet 24000 Euro, genannt. Nach gut 3 Stunden verlassen wir die Beerdigung. Möge die alte Dame ihr Seelenheil in Puya finden.

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