• Voltaire

    So viel ist sicher; Reisen tut immer gut.

Marktfrauen in den Straßen von La Paz, Bolivien

Im Stadtgebiet von La Paz gibt es einen Höhenunterschied von fast 1000 Metern. Der reiche Süden der Stadt liegt auf einer Höhe von 3200 Metern, während El Alto, mittlerweile eine eigenständige Kommune, auf über 4100 Metern liegt. Die Stadt selbst und die in der Regel unverputzten Häuser schmiegen sich an die Hänge eines Talkessels. Für Besucher der Stadt ist die Höhe allgegenwärtig. Am besten, man bewegt sich ganz langsam, aber selbst dann kommt es vor, dass man in den steilen Gassen kurzatmig wird.

Hinzu kommt noch der Gestank der Dieselfahrzeuge. In den Straßen von La Paz herrscht ein permanenter Stau, verursacht von zehntausenden von Bussen und Minibussen, die mit ihren Abgasen die dünne Luft verschmutzen.

Die Frau hatte ein glückliches Händchen bei der Wahl des Appartements. Wir wohnen im Zentrum der Stadt. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten liegen, laut Google Trips, fußläufig weniger als einen Kilometer entfernt. Ein erster Spaziergang, man könnte auch sagen, eine erste Höhenwanderung führt uns zur Kathedrale San Francisco. Die Besonderheit der im 16. Jahrhundert erbauten römisch-katholischen Kirche sind die indigenen Verzierungen an der Fassade der Basilika. Neben Heiligenfiguren aus dem Christentum blicken in Stein gehauene Inkagottheiten auf die Menschen auf dem belebten Vorplatz herab.

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Hinter der Basilika erstreckt sich der Hexenmarkt. Hier besorgt sich die abergläubische Bevölkerung die notwendigen Utensilien, um der guten, alten Pachamama zu huldigen. Menschenopfer, wie in Zeiten der Inkas, sind zumindest offiziell nicht mehr üblich, aber der Fötus eines Lamas sollte beim Bau eines Hauses in der Baugrube vergraben werden. Weiter werden zahlreiche Kräuter und Medizinpräparate angeboten - gegen Alkoholismus, zur Stärkung der Manneskraft und für gesunde, gebärfreudige Becken der Frau. Nur Fotos der Frauen an den Ständen darf man nicht machen. Mit einem Foto raubt man immer ein Stück der Seele. Und das wollen die Damen natürlich nicht und drehen sich schnell zur Seite oder verbergen ihr Gesicht hinter ihrem Sombrero.

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An unserem zweiten Tag laufen wir mit der Red Cap Free Walking Tour durch die Stadt. Treffpunkt ist der Platz in San Pedro. Dieser grenzt an das legendäre Gefängnis. Unter katastrophalen Umständen leben hier bis zu 3000 Gefangene, teilweise mit ihren Frauen und Kindern. Es herrscht eine brutale Hierarchie und mit dem nötigen Geld kann man sich einen Platz an der Sonne erkaufen. Für alle anderen gibt es grauenvolle Haftbedingungen. Schon nach der Verurteilung muss man für den Haftplatz bezahlen. Hat man keine finanziellen Mittel, gilt es, die Schulden durch Sklavenarbeit abzuzahlen. Das Buch Marschpulver von dem Australier Rusty Young beschreibt die Zustände in diesem Knast en détail.

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Im Mercado Lanza neben der Basilika San Francisco gibt es für 10 Bolivianos einen riesigen Becher mit Früchten, Eis und Crema. Danach hat man auch wieder ausreichend Kraft, Lust und Laune, weiter durch die Stadt zu streifen - zum Beispiel mit dem fantastischen urbanen Seilbahnsystem. Ein Nachtrag zur Höhe: Bolivianische Fußballteams, in La Paz sind es die schwarz-gelben The Strongest und der Club Bolivar, sind zwar nicht durch ihre herausragende Fußballkunst bekannt. Allerdings verlieren die bolivianischen Teams in der Regel kein Heimspiel. Die Luft ist einfach zu dünn für die anderen Mannschaften.

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