Südlich des Flusstales des Brahmaputra erhebt sich ein mächtiges Gebirge. In dem seit 1972 unabhängigen Bundesstaat Megalaya stellen die Khasi die Bevölkerungsmehrheit. Analysen der Sprache lassen vermuten, dass die indigene Bevölkerungsgruppe mit etwa 1,5 Millionen Menschen einst aus dem Osten aus Thailands, Laos und Kambodscha nach einer Flutkatastrophe am Mekong nach Ostindien eingewandert sind. Heute sind die Khasi in Indien eine anerkannte, selbstverwaltete Stammesbevölkerung (Scheduled Tribe). Einmalige Menschen mit zwei Besonderheiten: Die Khasi bauen lebendige Brücken und leben in matrilinearen Gemeinschaften.
Unsere Abreise aus Majuli war anstregend und kollidierte mit dem Fest zu Ehren der Göttin Durga. Nach der zweistündigen Bootsfahrt sind wir mit dem Minibus zum zentralen Busbahnhof von Jorhut. Unser Bus sollte dort um viertel vor zwölf in der Nacht losfahren. Als der Bus nicht kommt, telefonieren wir mit der Busgesellschaft. Kurzfristig wird ein anderer Abfahrtsort bestätigt und mit einem überteuerten Tuktuk geht es zur Umgehungsstraße. Das ist noch einmal gut gegangen. Wir wechseln den Bus in Khanapara und reisen weiter nach Shillong in die Hauptstadt Meghalayas. In der zweiten Etage eines Parkhauses fahren die Sumos - geländegängige Landrover-Sammeltaxis - nach Cherrapunji.
Und noch eine Besonderheit: Cherrapunji ist bekannt als der regenreichste Ort der Welt. In den letzten 40 Jahren fielen hier im Jahr durchschnittlich 11.740 Millimeter Regen. 1972 waren es sogar über 24.500 mm. Am 16. Juni regnete innerhalb von 24 Stunden die enorme Menge von 1563 mm auf den Ort hinab. Zum Vergleich: In Dortmund beträgt die durchschnittliche Niederschlagsmenge 798 mm - im Jahr. Als wir die Hillstation erreichen, scheint die Sonne. Es ist jetzt am späten Nachmittag leicht diesig. Ab Mitte Oktober beginnt hier für vier Monate die Trockenperiode. Die Landschaft wird auch Schottland des Ostens genannt.
Aber wir sind noch nicht am Ziel. Mit drei jungen indischen Touristen aus dem Punjab teilen wir uns ein Taxi nach Nongriat. Unmittelbar hinter Cherrapunji fallen die Khasi-Berge steil ab. In engen Kehren geht es 500 Höhenmeter hinab. Die Vegetation ist extrem üppig. In Tyrna endet die Straße. Wir entscheiden uns hier zu bleiben und nicht mit dem ganzen Gepäck die 3000 Stufen nach Nonkriat herabzusteigen. In einem netten Homestay mit eigener kleinen Kapelle finden wir eine Unterkunft.
Ich glaube, hier bleiben wir nun ein paar Tage. Über die lebendigen Wurzelbrücken, die herzlichen Khasi und handgroße Schmetterlinge werde ich später noch etwas mehr schreiben.
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