Am Vorabend hat es den Anschein, als sei der Sommer schon vorbei. Es sind Wolken aufgezogen und am späten Nachmittag beginnt es bei Temperaturen von deutlich unter 20 Grad zu regnen. In den Straßen von Almaty fegen kommunale Angestellte das erste herabfallende Laub auf. An nächsten Morgen präsentiert sich die Stadt dann wieder bei strahlendem Sonnenschein. Es ist erfrischend kühl und die Berge im Ile-Alatau Nationalpark sehen aus wie frisch gezuckert. Der erste Neuschnee ist gefallen.
Almaty besitzt ein sehr gutes Netz öffentlicher Verkehrsmittel. Gegenüber des imposanten Hochhauses des Hotel Kasachstan liegt die Bushaltestelle der Linie 12. Diese verbindet die Innenstadt mit der legendären Eisschneelaufstrecke Medeo. Warum auch immer - ich kann mich noch an die Sportberichterstattung in der 70er erinnern. Damals wurde die Überlegenheit der DDR- und Ostblock-Eisschnellläufer immer mit dem Höhentraining auf dem Eisring in Alma-Ata erklärt. Heute wissen wir, dass es sehr wahrscheinlich nicht nur das Höhentraining war, welches die Leistungen der Athleten ermöglichte.
Vor der Bushaltestelle warten Jung und Alt auf den Bus in die Berge. Viele in Sport- und Trekkingkleidung, bepackt für einen Tagesausflug. Der Bus kostet 150 Tenge pro Person und man kann sowohl bar als auch mit der Almaty-Card bezahlen. Umgerechnet sind das keine 50 Cent für die gut 15 km lange Strecke, die stetig bergauf führt. Wir überholen einige Radfahrer. Auf Renn- und Mountainbikes strampeln sie den Berg hinauf. Bald stehen wir im traditionsreichen Eislaufstadion, das jetzt im Sommer als Kartstrecke dient. Vor dem Eisstadion startet ein Minibus zur Basisstation des Skiresorts Shimbulak. Für 300 Tenge wird man in knapp 20 Minuten auf 2200 Meter gefahren. Alternativ kann man sich auch mit der etwas tiefer im Tal beginnenden Doppelmeyer-Seilbahn auf den Berg befördern lassen. Anke fährt Bus. Ich setze mich als Therapie gegen meine Höhenangst in die Seilbahn.
Wieder vereint laufen wir zusammen den Berg auf einer Skipiste hinauf. Reichlich steil und anstrengend. Kurz vor der nächsten Liftstation auf 2850 Metern forme ich einen ersten Schneeball aus den Schneeresten vom Vorabend. Es geht noch weiter hinauf. Diesmal wieder mit der Kabinenseilbahn. Hier werden keine Tickets mehr kontrolliert. Die Fahrt auf 3200 Meter und die Fahrt zurück zum Schybulak Skiresort nehmen wir als Geschenk dankend an. Ganz oben hat man eine ausgezeichnete Aussicht auf die umgebende Bergwelt mit ihren Viertausendern und den Schneefeldern der Gletscher. Es ist empfindlich kalt und ich bin dankbar über die Daunenjacke.
Zurück wandern wir. Zunächst auf der Straße, dann auf einem ausgeschilderten Wanderpfad. Auf halber Strecke noch ein erwähnenswertes Detail: Zwei Becken mit eiskaltem Wasser, in denen sich Rennradfahrer und Wanderer nach Ihren Strapazen abkühlen. Wir verzichten dankend. Das Wasser ist uns dann doch etwas zu kalt.
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