Sonnenaufgang am Tempel von Angkor Wat bedeutet wirklich frühes Aufstehen. Schon um kurz nach fünf sitze ich auf dem Faltrad und reihe mich in die Kolonne der vielen Hundert Fahrzeuge ein. Mit der Mopedkutsche, im unförmigen Hyundai Bus oder auf dem Fahrrad - jeden Morgen pilgert eine nicht enden wollende Karawane an den Tempel.
Dank eines netten Reiseführers, der mir einen Tipp gibt, finde ich einen schönen Standort für den Sonnenaufgang. Um 6 Uhr beginnt das Spektakel. Und dann geht es hier in den Tropen sehr schnell. Kaum eine halbe Stunde später steht die Sonne hell am Firmament.
Das Fotomotiv, das alle Besucher einfangen möchten, sind die Reflexionen der Tempelformation von Angkor im Wasser des linken Teiches. Hier spiegeln sich die markanten Türme von Angkor Wat auf der schwarzen, spiegelglatten Oberfläche des Wassers. Ich mache bestimmt 20 Fotos mit Smartphone und Kamera, um später dann doch wieder die meisten zu löschen. Gelohnt hat es sich trotzdem. Ein paar wirklich schöne Bilder sind dabei.
Es ist immer noch sehr früh, als ich wieder auf das Rad steige. Etwa 3 Kilometer nördlich liegt bei Angkor Thum der Bayon-Tempel. Der Affentempel. Hier springen ganze Gangs kleiner Makaken von Fels und Fels und hoffen, von den vielen Besuchern gefüttert zu werden. Und natürlich werden die wenig scheuen Tiere gefüttert.
Den Track gibt es wie immer als gpx-Datei zum Download oder bei Komoot.
Dann führt mich mein Track zum westlichen Wasserspeicher. Dem Speichern von Wasser und der daraus resultierenden MöMöglichkeit,ehrmals im Jahr Reis zu ernten, verdanken die Königreiche von Angkor ihren Reichtum und ihre Pracht.
Das westliche Reservoir ist perfekt rechteckig und hat eine Kantenlänge von 8 mal 2,1 Kilometern. Der Wasserspeicher aus dem 11. Jahrhundert hat 12 Meter hohe Lehmwände und kann bis zu 50 Mio. Kubikmeter Wasser fassen. Eine von Menschen gemachte Struktur, die mit bloßem Auge aus dem Weltraum zu sehen ist.
Auf der Straße Richtung westlichem Baray bin ich plötzlich allein. Von den Touristenmassen, die mich gerade noch umgaben, ist keine Spur mehr zu sehen. Einfaches, dörfliches Leben. Man sieht, dass die Menschen hier nicht viel besitzen. Im Westen und Osten gibt es zwei Aussichtsplattformen. Hier kann man sich einen Überblick über die Größe des Wasserspeichers verschaffen.
Im Südwesten befindet sich eine Art Seebad. Die für Indochina so typischen Strohhütten mit Hängematten stehen hier direkt am See, der hier als Badegewässer dient. Es können Lkw-Schläuche geliehen werden und auf den Grills liegt frischer Fisch für das leibliche Wohl.
Die letzten Kilometer zurück nach Siam Reap werden mühsam. Ich möchte den einen oder andere Kilometer einsparen, lande daher aber auf der Nationalstraße ohne jedweden Schatten. Trotz tief ins Gesicht gezogener Mütze und Sonnencreme verbrenne ich mir das Gesicht. Das erklärt, warum die einheimische Bevölkerung häufig komplett vermummt zu sehen ist. Man schützt sich vor der äquatorialen Sonne.