Mit ein paar Bahnen im Infinity. Pool im 12. Stock meines kleinen Luxushotels beginne ich den Tag. Die ganze Nacht habe ich in meinem Kingsize-Bett liegend das Trommeln der Regentropfen hören können. Jetzt scheint es weniger zu werden. Und richtig: Jetzt, als ich mich nach einem Cappuccino auf das Brompton Faltrad setze, stoppt der Regen.
Ich habe mir einen Gpx Track auf das Handy geladen, von dem ich annehme, das er mich auf möglichst autoarmen Wegen nach Malaysia leiten soll. Singapur baut gerade an einem Radwegenetz, das die verschiedenen Parks der Stadt miteinander vernetzt: das Park Connector Network. Es gibt eine tolle Webseite, eine App im Play Store und für das iPhone. Und in diversen Facebook-Gruppen, bei denen ich im Vorfeld Mitglied geworden bin, schwärmt man von tollen Radwegen.
Den Track gibt es, auch wenn das Nachradeln nur bedingt zu empfehlen ist, wie immer zum Download oder bei Komoot.
Nach gut vier Kilometern durch die Straßenschluchten des Stadtzentrums erreiche ich einen ersten Radweg. Es sind kombinierte Radfußwege mit einer Breite von gut 3 Meter. Und kaum bin ich auf dem Radweg, werde ich Singapur typisch, von einer ganzen Batterie von Schildern begrüßt. Auf denen erläutert wird, wie ich mich tunlichst zu verhalten habe. Links fahren - ja es gibt Linksverkehr -, Rücksicht auf Fußgänger nehmen und bitte recht langsam. Maximale erlaubte Höchstgeschwindigkeit: 10 Kilometer pro Stunde.
Auf einer alten Bahntrasse sehe ich dann auch erste Menschen, welche die Trasse nutzen. Den Hund ausführen. Aber zumindest an der Leine. Auch ganz vereinzelt sind Radfahrer unterwegs. Aber es scheint, als fährt man im Monsun kein Rad. Und dann sehe ich warum: Einer dieser großen tropischen Bäume ist umgestürzt und versperrt den Weg. Ich schaffe es, das Klapprad samt Gepäck über die grüne Wand zu hieven.
Auf der anderen Seite steht schon ein junger Mann mit einer kleinen Motorsäge. Das Team weiß Bescheid: Man tückt mit schwerem Gerät an. Ich radel’ weiter.
Der Belag ist anders als auf dem East Coast Connector hier eher mäßig. Und bald geht es gar nicht mehr mit den kleinen, schmalen Reifen des Brompton. Ich befinde mich auf der Strecke, auf der gestern noch das Bike Enduro Race Singapur 2025 stattgefunden. Für bestimmt 3 Kilometer schiebe ich mein Rad durch den Dschungel. Dann wird es wieder besser und bald bin ich in Woodlands, wo ich in einem Rahmen Restaurant zu Mittag esse.
Das nächste Abenteuer des Tages: der Grenzübertritt nach Malaysia. Mit dem Rad. Das scheint nicht wirklich vorgesehen.
In der Departure Hall von Singapur lege ich meinen Pass auf einen Scanner und dann bin ich im Niemandsland. Auf der Brücke zwischen der Insel und der Malaiischen Halbinsel bin ich der einzige Fußgänger. Alle anderen Menschen hat man in einen Bus bugsiert. Da ruft die beste aller Ehefrauen an. Ich wäre schon super gerne mit ihr hier unterwegs. Angesichts des Enduro-Tracks durch den Regelwald hätte sie aber vermutlich die Freundschaft gekündigt
Da gibt es keine Schilder mehr, die mich anhalten, das Rad zu schieben. Singapur liegt definitiv hinter mir und ich steige auf das Rad. Nach gut 2 Kilometern dann die malaysische Immigration. Man ist ein wenig überfordert. Eine Vorgesetzte wird herbeigeholt und die regelt. Zwar sei mein Pass pitschnass. So etwas geht gar nicht, ich möge mir doch schnellsten eine Plastikhülle besorgen. Zudem hätte ich drei Tage vor der Einreise keine Digitale Arrival Card ausgefüllt (seit dem 1.1.2025 Pflicht). Aber nach gut einer halben Stunde freundlichem Palaver drückt mir die nette Dame meinen Reisepass mit dem ersehnten Einreisestempel in die Hand.
Welcome to Malaysia.
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