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Ein als Schildkröte bemalter Bunker in Albanien

Nach der Entscheidung den Ohridsee nicht zu umrunden, sondern von Trpejca auf Tagesausflügen Land und Leute zu erkunden, soll es nun losgehen. Wir klappen unten am Kiesstrand die Brompton Falträder auseinander und tragen Sie dann die schmalen Treppen hinauf zum Dorfplatz. Hier beginnt die Straße.

Der Ohridsee liegt auf 697 Meter Seehöhe und kurz nach dem Dorf verläuft der Straße folgend zunächst eine Steigung auf 950 Meter. Mit den kleinen 16 Zoll (ca. 41 Zentimeter) Rädern der Bromptons sind Steigungen über 10 % schon eine Herausforderung. Es bleibt nicht aus, ab und an einmal abzusteigen, um die Räder zu schieben. Bald erreichen wir die Passhöhe und in einer rasanten Abfahrt geht es hinab in das kleine Dörfchen Ljubanishta, oberhalb des wohl schönsten Strands am See. Aber dazu später mehr … kurz nach dem Dorf teilt sich die Straße. Links geht es weiter zum Grenzübergang nach Albanien. Rechts liegt das Kloster Sveti Naum,

Das Kloster Saint Naum wurde Ende des 9. Jahrhunderts vom Heiligen Naum erbaut. Die Klosteranlage gehört mit den Städten Ohrid und Struga seit 1979 zum UNESCO-Welterbe. Die kreuzförmige Klosterkirche mit alten Fresken und Ikonenmalereien wurde von bulgarischen Zaren zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert erbaut. Neben der Kirche auf dem Klosterhügel befindet sich ein Hotel und Restaurant der gehobenen Kategorie. Auch heute ist das Kloster, das mit Bussen und Booten aus Ohrid angesteuert wird, eines der wichtigsten Pilger- und Ausflugsziele in Nordmazedonien.

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Unweit des Klosters befinden sich Karstquellen, die den Ohridsee mit Wasser speisen. Glasklares Quellwasser aus den Gebirgen Galičica und Mali i Thatë treten hier an die Oberfläche. Auch soll es hier eine Verbindung zwischen dem höhergelegenen Prespasee und dem Ohridsee geben. An den Quellteichen reihen sich Ausflugsrestaurants aneinander und man kann auf Ruderbooten die wunderschöne Landschaft erfahren.

Über einen kleinen Weg entlang eines aufgegebenen Campingplatzes erreichen wir die Straße nach Albanien. Der Weg ist durch einen umgestürzten Baum versperrt, aber die Bromptons lassen sich einfach über den Baum tragen. Wir zeigen unsere Pässe zunächst auf mazedonischer Seite, radeln dann ein wenig durch Niemandsland und müssen am albanischen Grenzposten die Reisepässe noch einmal präsentieren. Kurz hinter der Grenze verlassen wir die nagelneue Straße und radeln hinab in das albanische Dorf Tushemisht. Am Strand gibt es größere Hotels und der Dorfkern besticht durch kleine Gassen und viele Quellen und Kanäle. Auch schön hier.

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Am flachen Sandstrand pedalieren wir weiter in Richtung Pogradec, das etwa 4 Kilometer westlich liegt. An der Küste wechseln sich Ruinen aus sozialistischer Zeit, Campingplätze und neue Hotelbauten ab. Auffallend die vielen kleinen Bunker. Der hochgradig paranoide Diktator Envar Hoxha errichtete zwischen 1972 und 1984 in Albanien hunderttausende kleine Bunker. Die Bunker sollten der Verteidigung des Landes im Falle einer Invasion durch ausländische Truppen dienen. Hoxha hatte sich mit den Machthabern in der Sowjetunion und des Warschauer Pakts überworfen und befürchtete einen Einmarsch sozialistischer Brudervölker. Heute sind die Mahnmale an die dunklen Zeiten in Albanien vielfach bunt bemalt und mit Graffitis verschönert.

Pogradec versprüht den morbiden Charme einer ehemaligen sozialistischen Stadt. Doch zwischen Ruinen und Plattenbauen hat sich Pogradec als wichtiges touristisches Ziel behauptet. Auf einem neugestalteten Radweg fahren über die breite Uferpromenade. Jetzt in der Off-Season sind allerdings nicht mehr viele Touristen in der Stadt. In einem wunderbaren Restaurant speisen wir zu Mittag, ehe wir uns wieder auf den Rückweg machen. Der ursprüngliche Plan war es gewesen, vom Kloster Sveti Naum mit einer der Fähren oder Ausflugsboote zurück in Richtung Trpejca zu fahren. Da es aber keine Verbindungen mehr gibt, müssen wir den ganzen Weg zurückradeln.

Wir machen noch einen Abstecher zum angeblich schönsten Strand des Ohridsees. Unterhalb der Ortschaft Ljubanishta gibt es direkt am See einen herrlichen Campingplatz mit einem kilometerlangen Sandkiesstrand. Nach erneut 200 Höhenmetern erreichen wir am späten Nachmittag wieder unsere Ausgangsbasis. Im Laden am Dorfeingang gönnen wir uns ein kühles Bier in der warmen Abendsonne.

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