Voltaire

So viel ist sicher; Reisen tut immer gut.

Marktszene in El Alto, La Paz, Bolivien.

Es ist Herbst auf der Südhalbkugel. Und wenn man am frühen Morgen unten in La Paz aus dem Fenster des Appartments schaut, liegt El Alto oben am Hang in Wollken verhüllt. Im Talkessel von La Paz gibt es nur begrenzten Siedlungsraum. Also zog die arme, mehrheitlich indigene Bevölkerung auf die Hochebene des Altiplano. 4100 Meter über dem Meeresspiegel.

Als Cholitas bezeichnet man die Frauen der Volksgruppe der Aymara in Bolivien und Peru. Die Frauen tragen eine ganz spezielle Tracht. Auf dem Kopf eine Melone - der Bowler. An den Beinen viele Meter Stoff für opulente Unter- und Überröcke. Diese selbstbewußten Ladies prägen das Straßenbild in El Alto. Und eine ganz besondere Sehenswürdigkeit ist das Frauen Catchen, das Cholitas Wrestling oben in El Alto. Immer Sonntag, Dienstag und Donnerstag treten die Damen zum (Schau-)kampf an. Es gibt geführte Touren, die man in den Agenturen buchen kann, doch wir wollen das Spektakel sebständig erkunden. Also fahren wir mit der roten Seilbahn hinauf nach El Alto.

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Sobald man die Bergstation der roten Linie verläßt, steht man auf einem gigantischen Markt. Chinesische Neuwaren, gefälschte Fußballtrickots, bolivianischen Handarbeiten, alte Schrauben und Autoersatzteile. Alles was man braucht. Oder auch nicht. Und es ist günstig. Während wir in Uyuni oder Sucre für den frischgepressten Orangensaft immer 5 Bolivianos bezahlen, kostet das Glas hier oben nur noch zwei Bolivianos. In El Alto wird nicht mehr selbst für die feilgebotenen Waren geworben. An den Verkaufsständen hängen kleine Lautsprechersysteme, die in Dauerschleifen die angebotenen Produkte bewerben. Das schont die Stimmbänder der Händler, aber nicht die Nerven der Marktbesucher.

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Am Anfang gibt es noch vereinzelt Touristen, doch bewegt man sich etwas weiter nach El Alto hinein, ist man sehr plötzlich der einzige Gringo unter vielen Einheimischen. Und wirklich beliebt ist man  nicht. Ein älterer Herr kommt plötzlich auf mich zu und beschimpft mich. Ein Einzelfall. Die meisten der Menschen oben in El Alto sind eher reserviert und zurückhaltend. Trotzdem - nach diesem Erlebnis fühle ich mich ein wenig unwohl. Zum ersten Mal auf der langen Reise. 

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Auf der Suche nach dem Veranstaltungsort der Fighting Cholitas laufen wir immer weiter nach El Alto hinein. Plötzlich stehen wir auf einem großen Markt voller schamanistischer Utensilien. Hier gibt es das gleiche Sortiment wie unten auf dem Hexenmarkt in La Paz. Ausgestopfte Babylamas, seltsame Kräuter und allerlei Hokuspokus. Unheimlich. Dann laufen wir in eine Gasse mit vielen kleinen Hütten. Vor den Hütten brennen Feuer in kleinen Feuerschalen. Wahrsager und Schamanen, wie wir anhand der Werbeplakate in den Fenstern in Erfahrung bringen.

ElAlto Wahrsager

Wir haben im Intenet zwei potentielle Adressen gefunden, an denen die Damen heute Abend kämpfen sollen. An beiden Adressen gibt es keine Arena. Auch beharrliches Fragen hilft nicht weiter. Spanisch ist hier oben eher Fremdsprache. Wir geben auf. Der Schaukampf der Cholitas muß ohne uns stattfinden. Mit der violetten Seilbahn fahren wir wieder zurück ins Tal. Fazit: Eine sonderbare Welt. Angst um Leib um Leben muß man sicher nicht haben, aber es ist schon etwas befremdlich oben in EL Alto.

Ganz wichtig: Schützt euch vor UV-Strahlung. Die Sonne brennt hier obe heftig. Ich habe mir in den drei Stunden oben auf dem Berg ohne Sonnenhut die kahler werdende Stirn verbrannt.

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