Nach 340 Tagen sind wir wieder in Saigon. Unser Flug landet leicht verspätet gegen 7:50 Uhr in der vietnamesischen Metropole. Anders als in der Hauptstadt Hanoi gibt es hier schon vor der Passkontrolle die Möglichkeit, sich mit einer SIM-Karte für das Smartphone (150 GB/30 Tage für 13 €) und mit Bargeld aus den Automaten (2 Mio. Dong maximal) zu versorgen.
Die Passkontrolle selbst dauert zwei geschlagene Stunden. Zwei Beamte für ein ganzes Flugzeug. Beim Check-in in Düsseldorf wollte mich der Mensch zunächst nicht mitfliegen lassen. Ich bräuchte einen Rückflug aus Vietnam. Hier in Ho Chi Minh Stadt ist das kein Thema. Ich lege meinen nagelneuen Reisepass vor und bekomme einen Einreisestempel für 45 Tage. Dank der SIM-Karte haben wir sofort prima Netz und können uns ein Grab zu bestellen. Keine fünf Minuten später sitzen wir im Fahrzeug und schlängeln uns durch den verrückten Verkehr der Stadt. Hier sind wir vor gut einem Jahr mit den Falträdern geradelt? Eigentlich kaum zu glauben.
Das Hotel liegt etwa vier Kilometer westlich des Zentrums. Mitten in Chinatown. Da wir das Zimmer noch nicht beziehen können, gehen wir auf einen ersten Spaziergang in die tropisch-feuchte Luft des Viertels. Ein erster vietnamesischer Kaffee und ein Mittagessen in einem Quan Chay Restaurant ums Eck. Wunderbar. Wir sind wieder da.
Nach einem tiefen Powernap laufen wir noch mal los. Ein Spaziergang ins touristische Herz der Stadt. Für das Radfahren reicht die Konzentration noch nicht. Jetzt am Nachmittag ist die Bui Vien Walking Street auch eher langweilig. Während eines kurzen heftigen Tropenschauers flüchten wir uns in ein vegetarisches Restaurant, das wir schon im letzten Jahr besucht hatten. Wir werden nicht enttäuscht. Das Essen ist wiederum fantastisch. Nach zwei Bia Saigon Lager aus der Dose sind wir reif für die Kiste und fallen in einen 13 Stunden Schlaf.
Beim Auspacken der Brompton Räder stelle ich fest, dass eine der Flügelschrauben für den Faltmechanismus gebrochen ist. Die Räder in den Taschen werden nicht pfleglich behandelt. Beim nächsten Flug werde ich die Schrauben vorher komplett herausdrehen. Ich habe zwar einen Ersatz dabei, aber trotzdem steuern wir zunächst einen Fahrradladen an, um eine weitere Schraube in der Hinterhand zu haben. Das gelingt auch. Der freundliche Mensch findet eine passend lange Inbusschraube und gibt sie uns einfach mit. Und dann rollen wir wieder im Verkehr des Molochs. Ein wenig wie in einem Tunnel höchster Konzentration gleiten wir zwischen den vielen tausend Mopeds dahin.
Am Nachmittag besuchen wir das Museum der südvietnamesischen Frauen. Auf zwei Etagen ein Überblick über die ruhmreiche Geschichte der Frauen im Kampf um die Freiheit Vietnams. Als wir dort ankommen, macht das Museum Pause. Book and Coffee heißt das Café, in dem gerade auch viele Beschäftigte der umliegenden Unternehmen ihre Pausen abhalten. Stilvolle schlichte Teak-Möbel im Stil der 70er und große Ventilatoren für einen Windhauch in tropischer Schwüle.
Ein Regenschauer zwingt uns zu einem weiteren Kaffeestopp. Die Cafés der Stadt haben Stil und der Kaffee ist schwarz und stark. Der Ritt zurück nach Chinatown fällt in die Rushhour des Berufsverkehrs. Und jetzt wird selbst mir der Verkehr in dieser Stadt zu viel.