Ho Chi Minh City. Bis zur Umbenennung 1976 Saigon. Von Mui Ne bis in die mit Abstand größte Stadt Vietnams sind es gut 200 Kilometer. Dreieinhalb Stunden mit dem Bus. Und es ist wieder einer dieser Liegebusse. Auf Langstrecken oder durch die Nacht mag ich gerne liegen. Tagsüber sitze ich dann aber auch gerne und glotze aus dem Fenster. Es ist Silvester und wir freuen uns auf ein Feuerwerk über der Skyline.
Im Bus dann eine WhatsApp des bei booking.com gebuchten Hotels. Wir schauen auf die Bewertungen in Google Maps und es wird sehr schnell klar, dass wir gelinkt worden sind. Das Hotel gibt es so gar nicht und es immer die gleiche Masche, dass man kurz vor Ankunft angeschrieben wird und dann in ein überteuertes schlechtes Hotel gelotst wird. Darauf lassen wir uns nicht ein, informieren booking.com und canceln die Buchung. Es muss Ersatz her und wir landen etwas außerhalb der Kernstadt auf einer Halbinsel des Saigon Rivers. Grand Lee Hotel. Phường 27. Knapp 7 Kilometer vom Busstopp am Park des 23. September. Mit dem Rad gut 40 Minuten durch die Verkehrshölle der Metropole.
Nach einem Mittagsschläfchen weckt uns an die Fensterscheibe trommelnder Regen. Die tropische Schwüle entlädt sich in einem heftigen Schauer. Wir versuchen noch spontan in einem Roof-Top-Restaurant unterzukommen, aber selbstverständlich sind alle Plätze belegt. Wir laufen zurück auf unsere Flussinsel und landen schließlich in einem Restaurant direkt am Fluss. Hier sitzen wir auf kleinen Stühlen und lassen mit hunderten jungen Vietnamesen das Jahr 2023 ausklingen. Wir sind die einzigen Langnasen und wir sind mit Abstand die ältesten Menschen. Auf ein Feuerwerk warten wir übrigens vergebens. Einzig die Illuminierung des 460 Meter hohen Landmark 81 Wolkenkratzers bringt etwas Farbe in den Nachthimmel von Saigon.
Von unserer Flussinsel schippern wir mit einer gelben Fähre auf dem Saigon River bis in das Herz der Stadt. Die wohl angenehmste Art der Fortbewegung in Ho Chi Minh City. Es gibt allerdings nur sehr wenig Fähren und diese fahren dann auch eher selten. Express Boote oder Longtails wie auf dem Chao Phraya in Bangkok gibt es hier nicht. Neujahr in Saigon und wir latschen uns die Füße platt. Das Hauptpostamt von Gustave Eiffel, die Kathedrale Notre Dame, das Opernhaus zeugen von der französischen Kolonialgeschichte. Nach dem Besuch des Ben-Thanh-Marktes laufen wir dann am frühen Abend noch über die Bui Vien Walking Street. Remmidemmi aber richtig.
Am Tag darauf trauen wir uns dann wieder mit den Fahrrädern in den Verkehr. Auf Google Maps habe ich Tour zu Tempeln und Pagoden abgesteckt. Gegenüber der Pagode des Jadekaisers stolpern wir wieder über eines der fantastischen vegetarischen Restaurants. Nach dem Wiedervereinigungspalast als heimlicher Höhepunkt des Tages das DJ-Café 777. Eigentlich wollen wir nur einen Kaffee trinken. Überteuerte Getränke, überlaute Musik und leicht bekleidete Damen. Aber vielleicht haben wir das Konzept auch einfach nicht verstanden.