Nach 19 Stunden Flug mit zweistündigem Aufenthalt in Doha landen wir am frühen Morgen in Vietnams Hauptstadt Hanoi. Gegenüber Doha wirkt der Flughafen sympathisch provinziell. Als wir vor das Gebäude treten, empfangen uns eine warme, schwüle Tropenluft und Fahrer mit Namensschildern. Unser Fahrer ist nicht dabei. Wir müssen zunächst noch mit unserer Unterkunft schreiben - WLAN ist am Flughafen vorhanden - bis auch wir eingeladen und Richtung altem Stadtzentrum befördert werden.
Die gebuchte Unterkunft La Avas Home befindet sich in einer kleinen Nebenstraße westlich des Hoan-Kien-Sees. Es eines dieser typischen schmalen aber hohen Gebäude, die jeweils nur aus einzelnen Zimmern übereinander bestehen. Unten der Eingangsbereich, in dem sich unsere Landlady mit Familie und Freundinnen gerne auf dem Boden sitzend aufhält, darüber der private Bereich und die oberen Etagen werden an Gäste vermietet. Wir wohnen ganz oben. Das Zimmer ist recht geräumig und die Frau zeigt sich mit der Sauberkeit einverstanden.
Nach einer Rast brauchen wir einen Ersatz für das geschredderte Smartphone. Wir werden finden den nächstgelegenen Laden von thegioididong.com. Auch an einem Sonntagmorgen wird hier gearbeitet. Die fünf Mitarbeiter kümmern sich rührig. Als wir den Laden nach einer halben Stunden wieder verlassen, besitze ich ein neues Telefon und wir beide haben eine aktivierte SIM-Karte für die nächsten 30 Tage.
Etwas übermüdet erkunden wir die unmittelbare Nachbarschaft und gönnen uns unseren ersten vietnamesischen Kaffee. In Hanoi gibt es überall Kaffeehäuser. Landesweit agierende Ketten wie AHA Cafe, Cộng Cà Phê oder Highland Coffee, aber auch viele kleine privat geführte Cafés. Wir landen im dritten Stock eines Kaffeehauses mit Blick auf den Dong Kinh Nghia Thuc Square. Der Trubel auf den Straßen und die vielen lauten Mopeds überfordern unsere übermüdeten Seelen. Zum Glück ist es Wochenende. Die Straßen rund um den Hoan-Kien-See sind für motorisierte Fahrzeuge gesperrt und halb Hanoi flaniert auf dieser temporären Fußgängerzone. Wir schließen uns an.
Der nächste Morgen beginnt mit einer Runde um den See. Hier wird Frühsport betrieben. Ob jung oder alt, ob Mann oder Frau. Gymnastik, Tanz, Yoga. Allein oder ein der Gruppe mit musikalischer Verstärkung. Oder man geht einfach ein, zwei Runden um den See - so wie ich es bevorzuge. Während ich um den See laufe, stelle ich mir vor, wie schön es wäre, wenn meine Nachbarn in Dortmund auch am Morgen gemeinsam Frühsport betreiben würden. Einfach so. Zwanglos ohne Verein. Vor der Tür. Das hätte was.
Wir haben drei Tage für Hanoi reserviert. Als arbeite ich kleine Walking-Runden aus, auf denen man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mitnehmen kann. Auf die Bromptons trauen wir uns angesichts von Jetlag und maximalem Mopedgewusel noch nicht. Die Altstadt von Hanoi ist recht kompakt. Ist man einigermaßen gut zu Fuß, kann die Stadt per pedes erobern. Vom Literaturtempel führt unser Weg zum Ho Chi Minh-Mausoleum und zum Präsidentenpalast. Durch den botanischen Garten laufen wir zum Quan Thanh Temple und an den Westsee zur Tran Quoc-Pagode. Am Abend stolpern wir auf der Suche nach einem vegetarischen Restaurant (Quan Chay) in einen Gourmettempel mit Michelinsternen.
Am nächsten Tag stehen die Trainstreet und das Wasserpuppen-Theater auf der Agenda. So langsam verzieht sich der Jetlag und wir sind angekommen. Die quirlige asiatische Metropole entfaltet jetzt ihren ganzen Charme. Wir laufen einfach durch die kleinen Straßen und Gassen und lassen uns treiben. Am Nachmittag gönnen wir uns im Alten Viertel eine erste Fußmassage. Dann noch ein Kaffee im französischen Viertel in der Nähe des Opernhauses, bevor wir übermüdet in unsere Herberge zurückkehren.