In der Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker speziell im unteren Tal des Flußes Omo leben seit Jahrmillionen Menschen. Unweit des Turkanasees, in den der Omo mündet, gibt es herausragende archäologische Stätten, in denen die Fossilien der allerersten Menschen entdeckt wurden. Der Australopithecus durchstreifte schon vor mehr 3 Millionen Jahren aufrechten Ganges die Steppen und Wälder im damaligen Omo Valley.
Und auch heute ist die Region aus anthropologischer Sicht äußerst interessant. Im Süden Äthiopiens leben 60 verschiedene indigene Völker, die sich durch ihre Sprachen, Riten und Rituale unterscheiden. Bei unserer Reise in diese alte Kulturlandschaft besuchten fünf verschiedene Tribes.
Die Dorze, die an den Berghängen des Rift Valley bei Arba Mich leben, sind weit über ihr Siedlungsgebiet bekannt für ihre Webkunst. In Kooperativen organisiert stellen die Angehörigen dieses Stammes kleine textile Kunstwerke her.
90 Kilometer südlich vom Tor zum Süden, der Kreisstadt Arba Minch, leben seit tausend Jahren die Konso. Der Stamm der Konso zeichnet sich durch ihre großen historisch gewachsenen Dörfer und den Terrassenlandbau aus. Die Konso-Kulturlandschaft zeichnet sich durch ausgedehnte Trockensteinterrassen aus, die von dem anhaltenden Kampf zeugen, die harte, trockene und felsige Umgebung zu nutzen. Jahrhunderte alte Terrassen schützen den Boden vor Erosion, sammeln das Wasser, leiten den Überschuss ab und schaffen terrassierte Felder, die für die Landwirtschaft genutzt werden.
In der Gegend um Turmi machten wir Bekanntschaft mit den Hamar. Die Hamar leben wie die meisten Gruppen vor allem von ihren Ziegen und Rinderherden. In der Regenzeit wird Hirse angebaut. Neben der Milch wird vor allem auch das Blut der Rinder als Nahrungsmittel genutzt. Mit Pfeil und Bogen wird dem Tier in die Halsschlagader geschossen und das Blut in einem Behälter aufgefangen. Während die Frauen für landwirtschaftliche Tätigkeiten zuständig sind, arbeiten die Männer als Hirten und Imker. Bekannt geworden sind die Hamar durch ihr Heiratsritual, den traditionellen Sprung über die Rinder.
Ganz im Süden, an der Grenze zu Kenia, siedeln die nomadischen Dassantech. Der Lebensraum dieser indigenen Menschen befindet sich am Unterlauf des Flusses Omo und am nördlichen Ufer des Turkanasees. Die Dassanetch leben mit ihren Rindern in einfachen Dörfern. Ihre kleinen Rundhütten sind aus Ästen und Stöcken gefertigt. Die Tiere werden in eine Kral, einem kreisförmig angelegtem Pferch, gehalten.
Im Mago-Nationalpark leben die Mursi. Die Mursi sind bekannt für ihre Körpermodifikationen. Frauen tragen große Lippenteller. Je größer, desto schöner. So empfinden es zumindest die Mursimänner. Auch die Mursi sind traditionell nomadisch lebende Bauern und Rinderzüchter. Ihr wichtigstes Anbauprodukt ist Sorghumhirse. Zudem bauen sie in kleineren Mengen Mais, Bohnen und Kichererbsen an.
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