Jack Kerouac
Lebe, reise, erlebe Abenteuer, preise und bereue nichts.
Lebe, reise, erlebe Abenteuer, preise und bereue nichts.
Es regnet in Jaipur. Die berühmte Pink City präsentiert sich in einem schmuddeligen Braunorange. Ich frage mich, welcher Farbenblinde auf die Idee kam, der Stadt diesen Beinamen zu geben. Jaipur ist groß. Jaipur ist laut. Und Jaipur leidet unter einem Verkehrskollaps, der da durch noch verstärkt wird, dass in den Straßen tiefen Löcher für den Bau einer Metro klaffen.
Unsere Reise wandelt auf den Spuren großer Astronomen. Nach dem Besuch des berühmten Aufklärers und Astronom Ulug Beg in Samarkand, ist es heute der Maharadscha Jai Singh II., der unsere Aufmerksamkeit bekommt. Ja Singh, der Gründer der Stadt Jaipur, baute zwischen 1724 und 1734 in Delhi, Ujjain, Mathura, Varanasi und eben hier in Jaipur fünf Observatorien, um den Himmel zu erkunden.
Wenn du dich für ein Feierabendbier auf die Dachterasse deines Hotels begibst, hörst du den Sound von Pushkar. Wenn du am Abend in dein Bett fällst und für eine kurze Zeit den Ventilator ausschaltest, hörst du den Klang dieses heiligen Ortes. In der Luft hängt das Chanten und Singen der Menschen, der Satsang der Priester, die Puja halten. Dieser Sound ist einmalig. Angenehm, nicht aufdringlich und er übertönt sogar den ewigen Wettstreit zwischen dem Hupen der Tuktuks und dem Geplärre der Lautsprecher in Indien.
James Bond in Oktopussy ist sehr wahrscheinlich kein Fahrrad gefahren. Wir haben auch nicht im Taj Palast Hotel gewohnt. Unsere Behausung war nur minimal einfacher, bot aber immerhin einen Blick auf die legendäre Residenz mitten im Pichhola Lake. Udaipur ganz im Süden des indischen Bundesstaats Rajasthan ist eine der beliebtesten, touristischen Ziele in ganz Indien. Und das nicht nur für ausländische Touristen. Auch den hitzegeplagten Inder aus den großen Metropolen zieht es gerne in die auf etwa 500 Höhenmetern gelegene Stadt.
Als wir in Jodhpur aus dem Zug steigen, wartet schon der Tuk Tuk-Fahrer auf uns. Die Stadt wirkt erstaunlich sauber und vergleichsweise leise. Nach dem Mittagsschlaf, um die Hitze des Tages zu überbrücken, laufen wir in die Stadt. Rund um den Uhrenturm gibt es einen städtischen Markt. Gleich am Anfang ein Juice- und Lassishop, der damit wirbt, im Lonely Planet und anderen Guidebooks genannt zu sein. Leider ist die Mangosaison vorüber. Also wird es ein Ananassaft ohne Eis und ohne extra Zucker.
Schaut man aus der goldenen Stadt Jaisalmer in die Wüste, sieht man dort seit einigen Jahren Windkraftanlagen so weit das Auge reicht. Auch wenn man mit dem Jeep in die Thar hinausfährt, um einer der berühmten Kamelsafaris zu machen, quert man durch einen Wald von Windrädern. Hunderte, wenn nicht Tausende von modernen Windenergieanlagen wurden hier vor einigen Jahren installiert. Bei dem ständigen Wind, der durch die Wüste fegt, eine gute und sinnvolle Idee.
Fragt man allerdings nach, was mit dem vielen Strom passiert, den dieser umweltfreundliche Energieträger liefert, bekommt das Ganze einen seltsamen Anstrich: An der Grenze zwischen den beiden verfeindeten Nationen Pakistan und Indien gibt es umfangreiche Grenzsicherungsmaßnahmen. Die neueste Errungenschaft, die in der indischen Presse gefeiert wird, ist ein durchgehender Elektrozaun zur Abwehr pakistanischer Eindringlinge. Und genau für diese Grenzsicherung wird ein Großteil der Energie verwendet. Krankes Indien.
Nachmittags gegen drei werden wir mit dem offenen Jeep abgeholt. An der Tankstelle sammeln wir Theo, unseren malaiischen Mitstreiter, ein und sind damit vollzählig für die Wüstensafari in die Thar. Wir fahren zunächst mit dem Jeep zu den verlassenen Dörfern von Kuldhara. Hier wohnten ab dem 13. Jahrhundert Paliwal-Brahmanen, die als Bauern den Wüstenboden urbar machten. Nach einem Erdbeben wurde das einst florierende Dorf verlassen. Heute finden sich hier Ruinen unter sengender Sonne. Wir halten noch an einem kleinen Dorf und schauen die einfachen Lehmhäuser der Locals an.