Konfuzius
Wenn du ein fremdes Land betrittst, frage, was dort verboten ist.

Wenn du ein fremdes Land betrittst, frage, was dort verboten ist.
 
        Es ist der fünfte Besuch in der Hauptstadt Thailands und es ist großartig. Bislang war es immer ein kurzer Stopover bei der Anreise aus und der Abreise nach Europa. Bangkok war immer laut, wuselig und ein wenig zu stressig. Jetzt ist es anders. Wir erreichen die Stadt des Lächelns nach zwei Monaten in Indien und zuletzt drei Tagen in Kalkutta.
 
        Eine Glosse.
Wir waren zwei Monate zu Gast in der größten Demokratie der Welt. Nach 60 Tagen verlassen wir nun das Land von Yoga und Spiritualität. Das Land mit den schönsten Tempeln und herrlichen Bauwerken. Zeit für eine Abrechnung.
 
        Unser zweiter Tag in Kalkutta. Schon am frühen Morgen liegt ein grauer Schleier über der Stadt. Die Sonne dringt nicht durch den Smog. Nach einem Frühstück im Hotel fahren wir mit dem klimatisierten Bus AC24 in den Stadtteil Kalighat. Hier steht ein wichtiges hinduistisches Pilgerziel. Der Tempel der Göttin Kali. Die schwarze Kali ist die Göttin des Todes und der Zerstörung. Das weibliche Pedant zu Shiva steht aber auch für Erneuerung. Im Volksglauben der Hindus ist Kali eine der wenigen Göttinnen, die Wünsche erfüllen kann.
 
        Kalkutta hat einen katastrophalen Ruf. Die City of Joy gilt im Westen als das Sinnbild für Armut und Elend. Nach einer wunderschönen Zeit in Meghalaya und einem Zwischenstopp in Guwahati sind wir mit GoAir nach Kolkata, wie die Stadt offiziell jetzt wieder heißt, geflogen. 500 Kilometer, 60 Minuten, keine 50 €. Die Alternative wäre eine 17-stündige Zugreise im Nachtzug gewesen. Der Flughafen in Kalkutta ist nagelneu.
 
        Wir wohnen in einem kleinen Homestay in Tyrna oberhalb der Wurzelbrücken von Nongriat. Unser Gastgeber Adell ist Khasi, römisch-katholischer Christ und Dorflehrer an der hiesigen Grundschule. In unserem Haus gibt es kein fließendes Wasser. Im Badezimmer werden uns täglich mehrere große Eimer Wasser bereitgestellt. Immer gut abgedeckt. Offenes Wasser zieht Moskitos an.
 
        Um während der starken Monsunniederschläge die reissenden Fluten der Gebirgsbäche überwinden zu können, haben sich die Khasi eine ganz besondere Technik überlegt. Sie arbeiten mit der Natur zusammen und nutzen das schnelle Wachstum der Pflanzen des Dschungels. Die Khasi legen ausgehöhlte Stämme der Betelnusspalme über den zu überwindenden Wasserlauf. Diese dienen dann als Gerüst, an denen dann die Wurzeln des Banyan- oder des Gummibaums entlangwachsen können.
 
        Südlich des Flusstales des Brahmaputra erhebt sich ein mächtiges Gebirge. In dem seit 1972 unabhängigen Bundesstaat Megalaya stellen die Khasi die Bevölkerungsmehrheit. Analysen der Sprache lassen vermuten, dass die indigene Bevölkerungsgruppe mit etwa 1,5 Millionen Menschen einst aus dem Osten aus Thailands, Laos und Kambodscha nach einer Flutkatastrophe am Mekong nach Ostindien eingewandert sind. Heute sind die Khasi in Indien eine anerkannte, selbstverwaltete Stammesbevölkerung (Scheduled Tribe). Einmalige Menschen mit zwei Besonderheiten: Die Khasi bauen lebendige Brücken und leben in matrilinearen Gemeinschaften.
 
        Im Majuli Cyle Café werden auf der Hauptstraße des Örtchens Fahrräder zum Verleih angeboten. Nicht irgendwelche Räder, auch nicht die wunderbaren Hero-Bicycles, auf denen die halbe Insel entspannt durch die Gegend cruised. Nein. Für die Touristen soll es etwas Besseres sein. Orange Mountainbikes mit einer Schaltung. Die Fahrräder sehen toll aus.
 
        Wir erreichen den Fähranleger nach Majuli mit dem Tukuk. Für die gut 15 Kilometer brauchen wir etwas mehr auch eine halbe Stunde. Wir sind früh dran, die erste Fähre geht erst um 7:30 Uhr. Also haben wir Zeit für einen Tee in einem der Bretterverschläge, die sich Hotel oder Restaurant nennen. Das kleine Boot wird beladen. Es sind drei Autos, bestimmt 30 Mopeds und reichlich Menschen, die am Ende ihren Platz auf der Fähre finden. Wir fahren pünktlich los und ganz langsam geht es mit der Strömung 75 Minuten über den Fluss.